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Zeichen der Hoffnung
„Das Vikariat Unter dem Manhartsberg hat im großen Durchschnitt lauter kleine, überschaubare Pfarren.“ Darin sieht Bischofsvikar Prälat Franz Stubenvoll den größten Vorteil für die Pastoral in dem von ihm betreuten Gebiet. Denn der Seelsorger kennt dadurch die Leute, und die Leute kennen ihn: „Dadurch ist Gemeinde erlebbar und wird auch immer wieder erlebt.“
Dieses Gemeindebewußtsein ist auch dem Einsatz der Christen im Weinviertel sehr förderlich. Viele engagieren sich gern, übernehmen Aufgaben im Pfarrgemeinderat, in der Pastoral, in der Leitung von Gruppen. Dieser Einsatz der Laien ist auch bitter notwendig, denn immer weniger Pfarren können mit einem Priester besetzt werden. Aber gerade in diesen unbesetzten Gemeinden ist laut Stubenvoll „der Wille zum Uberleben gewachsen“ - und damit der Wille zum Mitarbeiten.
„Durch Information, Motivation und Schulung“ - so Stubenvoll -konnte eine ansehnliche Zahl neuer Mitarbeiter gewonnen werden: über 300 Kommunionspender, 100 Wort-gottesdienstleiter, gegen 100 Laienreligionslehrer. Der Bischofsvikar hofft, daß aus dem Kreis dieser engagierten Laien jene Mannschaft von „Gemeindeleitern“ wächst, die in priesterlosen Pfarren mit dem Seelsorger - der dann mehrere Gemeinden betreuen muß - dafür sorgen, daß das Glaubensleben weitergeht.
Neben dem Priestermangel und einer gewissen Uberalterung der Seelsorger bedeutet die Abwanderung das größte Problem. Besonders jüngere und geistig regere Menschen -vor allem aus den Randgebieten -wandern ab; sie verschwinden in der Anonymität der Städte.
Dazu kommt eine kulturelle Entleerung durch die Zusammenschließung von Dörfern zu größeren Sied-
lungsverbänden. Prälat Stubenvoll nennt als weitere Hauptgründe für ein Abbröckeln von der Kirche „den würgenden Griff der Institutionen“, etwa der zentral gelegenen Schulen, aus denen die Kinder oft erst gegen Abend heimkommen, was für eine pfarrliche Kinderpastoral kaum noch Zeit läßt; den „Griff nach dem Sonn-
tag“ durch eine Vielzahl von Veranstaltungen.
Natürlich trägt auch die berufliche Umschichtung in Form des Pendlerproblems dazu bei, daß der Kontakt mit der eigenen Pfarre abnimmt. Für die zunehmende Gruppe der Wochenendsiedler wurden im Vikariat konkrete Aktionen in Form von kirchlichen und außerkirchlichen Veranstaltungen - etwa „Siedlerjausen“ - gesetzt, die sogar im „Osserva-tore Romano“ lobende Erwähnung fanden.
Bei den letzten Pfarrgerriein-deratswahlen wurde ein Wechsel von etwa 55 Prozent der Mitglieder herbeigeführt, eine Verjüngung hat stattgefunden. Das Vikariat bemüht sich, durch Kurse den Pfarrgemeinderäten das geistige Rüstzeug zu geben, und diese Kurse sind bestens besucht. Die Laienreligionslehrer sind nicht mehr Pendler aus Wien, sondern stammen aus dem Weinviertel selbst. Bahnbrechend wirkte das Vikariat in der Familienpastoral. Das sind Zeichen der Hoffnung.
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