6595833-1953_06_03.jpg
Digital In Arbeit

STIMMEN

19451960198020002020

Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland \ eröffentlichen, stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. ,,Die Oesterreichische Furche“

19451960198020002020

Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland \ eröffentlichen, stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. ,,Die Oesterreichische Furche“

Werbung
Werbung
Werbung

„Vaterland“, Luzern (kons.), 26. I. 1953.

Für die Wahlen vom 22. Februar präsentieren sich wiederum die vier bisherigen Parteien, die Volkspartei, die Sozialisten, der Verband der Unabhängigen und die Kommunisten. Die wirkliche Entscheidung wird zwischen den zwei großen bisherigen Regierungsparteien fallen. Zweifellos war der Ausgangspunkt für die Volkspartei kein schlechter. Im letzten Jahr mußten ja die Sozialisten eine Niederlage nach der anderen einstecken, und besonders die feste Haltung der Volkspartei anläßlich der Regierungskrise hat Wirtschaftskreise wieder in die Reihen der OeVP getrieben. Trotzdem ist der Kampf völlig offen. Man weiß nämlich nicht, ob es den Unabhängigen gelingen wird, auf Kosten der Volkspartei einen Sieg davonzutragen. Da aber die Volkspartei bei den letzten Parlamentswahlen nur noch einen Vorsprung von zehn Mandaten gegenüber den Sozialisten verzeichnen konnte, könnten sich die Kräfte der OeVP und der SPOe ziemlich angleichen. So muß man also annehmen, daß selbst dann, wenn die Volkspartei noch immer die stärkste Partei bleiben wird, eine Regierungsbildung nach den Wahlen recht schwierig werde. Dazu kommt aber noch eine innere Schwierigkeit der Volkspartei. Gerade der Katholikentag vom letzten Sommer stellte die Forderung auf, man müsse klarer eine katholische Politik betreiben. Immer wieder standen sich also innerhalb der Volkspartei die zwei Meinungen gegenüber: entweder die Basis erweitern oder eine straffere weltanschauliche Hältung einzunehmen. Dieser letzten Ueberlegung stand allerdings die Tatsache gegenüber, daß jetzt schon im Rahmen der Volkspartei vier Minister in der Regierung sitzen, die eher das wirtschaftliche, das liberale oder das alte großdeutsche Moment (nicht zu verwechseln mit nationalsozialistischer Einstellung) in den Vordergrund schoben. Dies waren Außenminister Gruber, Land-loirtschaftsminister Thoma, Handelsminister Bäck - Greissau und Finanzminister Karnitz. Soweit man vom begonnenen Wahlkampf in dieser Beziehung Rückschlüsse ziehen kann, muß man annehmen, man habe nun also doch das Weltanschauliche zurückgestellt. Der ganze Wahlkampf der Volkspartei beruht nur auf dem Versprechen, gegen die Inflation und für die Stabilisierung der Währung zu kämpfen. Zu dieser Haltung wurde die Volkspartei wohl vor allem dadurch getrieben, daß es eben, wie erwähnt, gilt, so gut wie möglich ein Abwandern zum Verband der Unabhängigen zu verhindern.

Wenn hier offen auch die Schwierigkeiten aufgezeigt wurden, so soll dies keineswegs besagen, die Volkspartei kämpfe auf verlorenem Posten. Sie steht zwar vor recht schweren Wahlen, ivas aber nur dann richtig gewürdigt werden kann, wenn man gleichzeitig ihre Vorzüge erwähnt, und wenn man auch daran erinnert, daß die Sozialisten ganz ähnlichen Schwierigkeiten gegenüberstehen. Die beiden großen Parteien in Oesterreich leiden eben darunter, sieben Jahre, und zwar während der sieben schwersten Jähre, die Verantwortung getragen zu haben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung