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Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland veröffentlichen, stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. „Die Oesterreichische Furche“

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Blätterstimmen, die wir an dieser Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland veröffentlichen, stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser. „Die Oesterreichische Furche“

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„DE TIJD“, Amsterdam (kath.) vom 29.1. 1953.

„Oesterreich bereitet sich aui die bevorstehenden Wahlen“, schreibt der Wiener Vertreter des Blattes, „mit einer Heiligkeit vor, die ausgesprochen amerikanisch anmutet.“ Der sozialistische Parteitag habe vermuten lassen, daß eine Anzahl unzuiriedener Stimmen laut werden würde. Daher sei die Versammlung weder für das breite Publikum noch für die Presse zugänglich gewesen. Es sei nicht ausgeschlossen, daß innerhalb der Partei harte Worte gelallen seien, aber ein Ding stehe lest: Die Einheit der sozialistischen Front wurde nicht erschüttert, wenn auch vielleicht lediglich im Hinblick auf den bevorstehenden Kampf mit der Volkspartei, die die Sozialisten definitiv schlagen wollen, indem sie ihr die relative Mehrheit im Parlament entreißen. Auch die Volkspartei habe ihre Tagung bereits abgehalten und sich nochmals ausdrücklich mit dem Ersparungs-plan Minister Karnitz' einverstanden erklärt. „Die Volkspartei ist im Augenblick in keiner schlechten Lage, da ein großer Teil der Bevölkerung beginnt, sich vor den immer höheren Forderungen der Sozialisten an den Bundesschatz zu fürchten.“ Anderseits allerdings verfüge die Volkspartei nicht über einen gut fundierten Propagandaapparat, so daß es nicht zu verwundern wäre, wenn sie einige Sitze verlieren würde. Dies würde dann aber in erster Linie nicht an einem Stärkerwerden der Sozialisten liegen, sondern an dem Austreten einer Reihe von Faktoren, die die Einheit der Rechtsfront bedrohen. Die Kommunisten würden Dobrets-berger, diesem irüheren Minister im Kabinett Schuschnigg, der sich bis jetzt ausdrücklich von den Kommunisten zu distanzieren verstanden und jedesmal betont habe, daß er Katholik sei und bleibe, sicher einen Sitz im Parlament verschaffen. Auf diese Weise werde die bürgerliche Front durchbrochen und Dobrelsberger würde als Vertreter einer sogenannten bürgerlichen Gruppe einen Platz zwischen den Kommunisten erhalten. Das Unangenehme sei, daß die Volkspartei durch den Ehrgeiz Dobretsbergers an Stimmen und Einfluß verlieren werde. Und leider sei Dobretsberger keine dumme Persönlichkeit, die man im Parlament mit Hohngelächler abtun könne. Dies wäre eher möglich bei der Partei der „Unabhängigen“. Es wäre falsch, diese Gruppe als Neonazisien abzustempeln und sie mit den Anhängern Ramkes in Deutschland zu vergleichen. Dafür seien diese kleinen österreichischen Mittelständler und Bauern viel zu antimilitarislisch, aber sie seien nun einmal mit der Regierung unzufrieden und hätten von der sogenannten Koalition genug. An einen politischen Anschluß werde in diesen Kreisen gewiß nicht gedacht, aber man sehe in Deutschland die stärkere Macht, von der das schwache kleine Oesterreich wirtschaftlich und kulturell profitieren könnte. Aus diesen Kreisen kämen denn auch ununterbrochen die großartigen Geschichten, daß es jenseits der Grenze weit besser gehe als in Oesterreich.

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