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Geschäfte mit der Angst vor der Zukunft?
Würdig alt werden ist ein Wunsch vieler Menschen. Nicht wenige kaufen sich nach der Pensionierung ein Haus auf dem Land, um dort ihren Lebensabend zu genießen. Der 49jährige Wiener Grafiker Alfred Zoubek greift dieses Bedürfnis alter Menschen auf und will christliche Seniorendörfer bauen. Seit drei Wochen bewirbt er Österreichs Pfarren. Nun hat er eine Inseratenkampagne für sein Unterfangen angekündigt. Das Wiener Pastoralamt äußerte jedoch Bedenken.
„Lösen Sie Ihr Sparbuch auf und kaufen Sie sich eine Wohneinheit, denn das ist Ihre beste Anlage!" rät die von Zoubek verschickte Zeitschrift „Wohnen als Christ". Darin abgedruckte Meldungen aus „täglich alles" und der „Kronen-Zeitung" suggerieren, daß der staatlichen Altersversorgung wenig Vertrauen zu schenken sei. Im Text heißt es dazu: „Unseren Großeltern sitzt jetzt noch die vor dem Krieg stattgefundene Geldentwertung in den Knochen." Daher wird der Einkauf in ein christliches Seniorendorf als Wertanlage und Vorsorge empfohlen. Mit zehn emstgemeinten Interessenten, die auch bereit sind, treuhändig bei einem Notar eine Akontozahlung von einer halben Million Schilling zu leisten, könne der Baubeginn bereits in diesem Herbst erfolgen. Das erste Dorf soll im burgenländischen Neckenmarkt entstehen und zehn kleinere Reihenhäuser mit Gemein-schaftsräumen und einer eigenen Kapelle umfassen. Die unterste Preisgrenze beträgt für einen Senior 1,6 Millionen Schilling. Eine Landesförderung ist möglich. Der Necken-markter Pfarrer Konrad Haspel, der laut „Wohnen als Christ" neben einem pensionierten Priester die geistliche Retreuung übernehmen soll, zeigte sich darüber erstaunt: „Ich habe noch nie etwas von christlichen Seniorendörfern gehört." Jene Sponsoren, die noch hinter dem Projekt stehen, wollte Zoubek der furche nicht nennen. Er ließ 30.000 Exemplare seiner Zeitschrift drucken und sendet sie derzeit an die Pfarren, wo sie nach den Sonntagsgottesdiensten verteilt werden sollen. Ein vorgefertigter Ansagetext zur Verlautbarung liegt bei. Bisher meldeten sich vier Interessenten.
Zoubek beruft sich auf ein Gespräch mit Erzbischof Christoph Schönborn, der dem Projekt „wohlwollend und abwartend" gegenüberstehen soll. Das Büro des Erzbischofs bestätigte zwar eine solche Begegnung, stellt jedoch ausdrücklich fest, daß von einer Empfehlung Schönborns keine Rede sein kann. Auch im Pastoralamt zeigt man sich reserviert. Der Leiter der Altenpastoral, Professor Ottokar Krinzinger, hat Bedenken, da die Initiative mit der Angst der älteren Menschen vor der Zukunft arbeite. Im Seniorendorf würde der natürliche Kontakt zu den Mitmenschen erschwert, selbst die Integration in das bestehende Pfarrleben wäre durch eigene Kapellen und pensionierte Pfarrer, die in den Dörfern eine neue Heimat finden sollen, nicht gewährleistet. Im Todesfall bliebe das Grundstück zweckgebunden. Erben könnten daher nicht automatisch das langersehnte Haus im Grünen übernehmen, betont Krinzinger.
Die Zeitschrift „Wohnen als Christ" sieht die Seniorendörfer dagegen als Beitrag, „an die Wurzeln unseres Selbst und unseres Glaubens" zurückzukehren: „Vor 1000 Jahren hoben noch die Mönche, die unserem Land Kultur und Glauben brachten, betend die Hände. Heute hingegen jagen die meisten unserer Mitmenschen dem schnellen Geld hinterher und haben den geistigen Draht zum Himmel verloren."
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