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Evolution ohne Bürgerkrieg

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Die innenpolitische Entwicklung eit dem 6. März 1966 hat den Pessimisten nicht rechtgegeben: Wir haben keinen Bürgerkrieg. Kein Generalstreik lähmt das öffentliche und wirtschaftliche Leben. Die von der staatlichen Gemeinschaft ausgehende integrierende Kraft hat sich, jedenfalls bisher, als stärker erwiesen als die Zentrifugalkraft des parteipolitischen Partikularismus. Der Sprung aus der zwanzigjährigen chwarz-roten Koaliton ist geglückt.

Freilich haben sich auch schon auf der ersten Etappe der Alleinregierung Klaus-Bock am Beispiel von konkreten Einzelfällen Tendenzen abgezeichnet, die dem gemeinsamen Fundament aus Verfassung, Demokratie und Parlamentarismus ernsten Schaden zufügen könnten, würde man sie nicht gebührend beachten und die erforderlichen Korrekturen vornehmen. Dies gilt vor allem für jene Partei, die mit ihrer absoluten Mehrheit auch die absolute Verantwortung in Österreich in den nächsten vier Jahren trägt.

Schon in den beiden „Furche“- Artilkeln (Nr. 30 u. 31) von Dr. Erhard Busek und Dr. Heinz Fischer ist das Neue in der innenpolitischen Konstellation hervorgehoben worden. Die umwälzende Änderung jedoch, die einen tiefen Einschnitt in eine zwan-

zigjährige Kontinuität politischei

Denkens bewirkte und die die Aus- r einandersetzung mit völlig neuei i Problemen erst verständlich macht bedarf einer besonderen Beachtung i Die Tatsache nämlich, daß österreicl keine schwarz-rote Koalition meh: , hat, und die in deren Folge auftre-

tenden Umstellungs- und Anpas- i sungsschwierigkeiten, waren in der . letzten Monaten für die Einstellunį t der Parteien und für ihr Herantaster . an die geänderten Arbeitsbedingun- ! gen kennzeichnend. Daraus erkläret sich manche Pannen, darin liegt abei zugleich auch die Chance zum Auf- i bau einer lebendigen Demokratie i die von der Bevölkerung ernst ge-

nommen wird. Die Freiheitlicher haben diese Auffassung bei einiger , Anlässen im Nationalrat Vertreter und begründet. Allein schon der Umstand, daß die Volksvertretung nichl mehr an paktierte Beschlüsse eines ' Koalitionsausschusses gebunden unc diesem weitgehend kollektiv unc daher anonym entscheidenden Gremium ausgeliefert ist, bedeutet einer großen Fortschritt. Zum erstenmal hat die Öffentlichkeit das Gefühl daß die Entscheidungen im Parlament fallen. Die Bevölkerung honoriert dies mit einem spürbaren Ansteigen ihres Interesses gegenüber den Vorgängen im Nationalrat.

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