Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
KPI: Distanz zu den Rebellen
Es zeichnet sich also der Plan ab, nach dem der PSIUP im Lande Wähler und Anhänger werben will. Er will unter den Arbeitermassen, die in keiner Weise gegen die Beschlüsse des letzten Parteikongresses, an der Regierungsverantwortung teilzunehmen und gradweise Reformen mit Hilfe der Christdemokraten und der Sozialdemokratie durchzuführen, remonstriert haben, die Meinung erwecken, daß sie an der Seite der Kommunisten mehr erreichen könnten. Was diesen Plan stört, ist das Verhalten der Kommunisten. Diese haben von Anfang an Distanz zu den „Rebellen“ gehalten, die Spaltung keineswegs gebilligt und erklären jetzt durch den Mund eines ihrer hervorragendsten Exponenten, Alicata, daß sie nicht daran dächten, ihre Kontakte mit den Nenni-Sozialisten aufzugeben. Und er warnt Vecchietti und die Seinen, sich als ehemalige Gruppe des PSI zu Sek-tiererhaß gegen diesen hinreißen zu * lassen. . *
Es liegt In'der Natur der Sache, daß die eine wie die andere Seite in diesen Tagen, wo die Kugeln geschoben und die Kegel fallen sollen, sich überaus optimistisch zeigen. Es wird geraume Zeit vergehen, bis die tatsächlichen Auswirkungen und Ausmaße der Spaltung überschaubar werden. Aldo Valori hat mit etwa hunderttausend Mitgliedern für den PSIUP gerechnet. Da der linke Flügel jedoch auf dem letzten Kongreß im Oktober mit ungefähr 40 Prozent der Gesamtmitglieder vertreten war, was in absoluten Ziffern 190.000 gleichkäme, würde das bedeuten, daß nur etwa die Hälfte tatsächlich in die neue Sozialistenpartei für die proletarische Einheit geht. Aber auch diese Annahme erscheint nach den letzten Feststellungen übertrieben zu sein. Empfindlichere Verluste sind für die Nenni-Partei nur in Sardinien, in Sizilien, in geringerem Maße auch in Padua, Turin und Livorno eingetreten. Mailand, Genua und Bologna, die sozialistischen Hochburgen, bleiben autonomistisch. Etwas ungünstiger für Nenni ist die Lage in Florenz. In Neapel gehören von den vier sozialistischen Provinzräten zwei der autonomistischen Gruppe und zwei dem PSIUP an. In Salerno hat es eine bezeichnende Episode gegeben: Am Ende einer Diskussion, die einen Massenübertritt zur Vecchietti-Partei vermuten ließ, zeigte sich bei der Abstimmung, daß 70 Prozent der Angehörigen des linken Flügels in der Nenni-Partei zu bleiben wünschten. Wenn also Valori versichert, daß seine Partei „wachsen wird“, so heißt das, daß ihr Gewicht bei der Geburt nicht eindrucksvoll ist.
Die Partei Pietro Nennis hat durch die Abspaltung der extremistischen Gruppe unzweifelhaft an innerer
Stabilität___.gewonnen. .'„I>ie'^ neue
Linksopposition in ihr erfüllt die nützliche Aufgabe der Kontrolle, sie selbst schreibt sich auch die eines „Korrektiv gegen die Sozialdemokratisierung“ zu. Maliziös könnte man fragen, wie lange die Partei Vecchiettis wie aus einem Guß bleiben wird und, wenn auch dort wieder in naturgesetzlicher Weise ein rechter und ein linker Flügel entsteht, wie er den für den italienischen Sozialismus ebenso naturgesetzlichen Spaltungstendenzen begegnen will. Bei der Democrazia Cristiana war man klug genug, sich aller triumphierenden Äußerungen über die Spaltung im sozialistischen Lager zu enthalten. Kein maßgeblicher Politiker der katholischen Partei hat dieses Ereignis kommentieren wollen, obwohl für den einen oder anderen die Versuchung nahegelegen wäre, es als einen Erfolg der Politik Moros zu verbuchen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!