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Polen setzt auf Atomkraft und Südkorea

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Polen steigt mit Tempo in die Atomkraft ein. 2033 soll der erste Reaktor ans Netz gehen. Das Know-how holt man sich aus den USA und Südkorea. Aus Kalkül? Vor allem die nationalkonservative Regierungspartei PiS dürfte von dieser Entwicklung profitieren.

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Polen steigt mit Tempo in die Atomkraft ein. 2033 soll der erste Reaktor ans Netz gehen. Das Know-how holt man sich aus den USA und Südkorea. Aus Kalkül? Vor allem die nationalkonservative Regierungspartei PiS dürfte von dieser Entwicklung profitieren.

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Nachdem Beobachter lange über einen Projektpartner spekuliert hatten, ist die Entscheidung nun gefallen. „Eine starke polnisch-amerikanische Allianz garantiert den Erfolg unserer gemeinsamen Initiativen“, schrieb Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki auf Twitter. „Nach Gesprächen mit Vizepräsidentin Kamala Harris und Energieministerin Jennifer Granholm bestätigen wir, dass unser Atomenergieprojekt die verlässliche und sichere Technologie von Westinghouse nutzen wird“, so der Premierminister weiter.


Wenig später unterzeichnete Polens Minister für Staatsaktiva, Jacek Sasin, zusammen mit dem südkoreanischen Energieminister Lee Chang-yang in Seoul einen Vorvertrag für den Bau eines weiteren Atomkraftwerks. Polen also steigt mit Tempo in die Atomenergie ein. Wenn alles nach Plan verläuft, dann könnte das Land schon in den 30er Jahren ein Viertel bis ein Drittel seines Strombedarfs mit Kernenergie abdecken. 2033 soll das vom amerikanischen Konzern Westinghouse zu bauende Kraftwerk ans Netz gehen. Während jenes Projekt von der polnischen Regierung gesteuert ist, es sich also um eine staatliche Investition handelt, ist das zweite Kraftwerk ein privatwirtschaftliches Projekt. Sechs Reaktoren mit einer Leistung von 6,8 Gigawatt sollen in der Ortschaft Pątnów zwischen den Großstädten Łódź und Częstochowa entstehen. Das Investitionsvolumen liegt bei 27 Milliarden Euro. Der südkoreanische Konzern KHNP und die polnischen Energiekonzerne PGE und ZE PAK arbeiten hier zusammen. Letzterer zählt zum Firmenimperium des polnischen Milliardärs Zygmunt Solorz-Żak. Er soll sich zuletzt persönlich für die Investition starkgemacht haben. Experten vermuten, dass der südkoreanisch-polnische Kraftwerksbau sogar noch vor 2033 fertiggestellt werden könnte.


Klimaziele als Entscheidungsgrundlage

Es ist eine Entwicklung, die in Widerspruch zur österreichischen Position oder Deutschlands Energiewende (dem gleichzeitigen Ausstieg aus der Atom- und der Kohleverstromung) steht: Nach Frankreich, das mit 56 Kraftwerken Europas Atomland Nummer eins ist, setzt nun auch Polen vorrangig auf Atomenergie.
Russlands Überfall auf die Ukraine und die Tatsache, dass der Kreml Energielieferungen als Druckmittel gegen Europa einsetzt, haben die Entscheidung der polnischen Führung, in die Atomkraft einzusteigen, allerdings nur beschleunigt. Die Pläne dafür lagen längst in der Schublade. Polnische Offizielle sehen die Nutzung der Atomenergie als notwendig, um die europäischen Klimaziele zu erreichen; zwar investiert das Land auch in erneuerbare Energien, doch noch immer bezieht Polen mehr als siebzig Prozent seines Energie­bedarfs aus Kohle. Warschau hat erklärt, bis 2049 aus der Kohleverstromung auszusteigen – mithilfe von Windkraft- und Photovoltaikanlagen und Atomreaktoren.

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