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ALOIS KARDINAL STEPINAC / DER GEFANGENE VON KRASIC

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Die Augen der katholischen Christenheit richten sich nach Krasic, wo der vielgeprüfte Kardinal Stepinac in schwerer Krankheit damiederliegt.

Als der junge Kriegsmaturant und Fähnrich int k. u. k. Warasdiner Infanterieregiment, Alois Stepinac in den zerschossenen Gräben auf dem Plateau von Doberdo seinen Dienst versah, ahnte er sicher nicht, welches hohe kirchliche Amt er einmal bekleiden sollte. Die Laufbahn eines diplomierten Landwirts war es, die er einschlagen wollte. Erst fünf Jahre nach seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft nahm er das Theologiestudium auf, mit einem sogar im Collegium Germanicum ungewöhnlichen Erfolg. Schon vier Jahre nach seiner am 26. Oktober 1930 erfolgten Priesterweihe wurde Alois Stepinac zum Titularbischof von Nikopsis und Coadjutor cum jure successionis der Zagreber Erzdiözese ernannt, um 3 937 nach dem Ableben des Erzbischofs Anten Bauer dessen Hirtenamt selbst zu übernehmen. Mit seinen 39 Jahren war Stepinac damals der jüngste Erzbischof der Welt. Als Ordinarius galt seine besondere und unablässige Sorge dem Ausbau der Katholischen Aktion und der Intensivierung de* Seelsorge. An seinen Klerus stellte er hohe Anforderungen. „Ich brauche Priester“, so betonte er, „die in Armut und ständiger Hinopferung des eigenen Ich leben können.“ Und was er von seinen Priestern verlangte, dafür bot er selbst das lebendige Beispiel; in seiner unermüdlichen Pflichttreue, in seiner tätigen Nachzeichnung: Leo Tichalschek stenliebe und mit der Härte gegen sich selbst, die ihn, den Nachfahren altkaiserlicher „gra-nicari“, schon als blutjungen Soldaten ausgezeichnet hatte.

Mit dem deutschen Einbruch in Jugoslawien begann seine schwerste Bewährungsprobe-, und wie er sie bestanden hat, dessen waren die ungezählten Bedrängten und Verfolgten Zeugen, die, ob Juden, Orthodoxe oder Katholiken, ob Cetniks, Ustaschi oder Kommunisten, ob Serben, Kroaten oder Deutsche, bei dem Erzbischof von Zagreb Schutz und Hilfe gesucht und gefunden haben. Der nie wankende Mut, mit dem dieser unerschütterliche Verteidiger der Menschenrechte dem Unrecht und dem Terror in jeder Form entgegengetreten ist, hat ihm ein unvergleichliches Ansehen im ganzen Lande erworben, und nicht allein beim katholischen Volke Kroatiens. Das war der Grund, weshalb man ihn im Oktober 1946 vor Gericht stellte und zu 16 Jahren Zwangsarbeit verurteilen ließ. Er verzichtete darauf, sich zu verteidigen, denn, so erklärte er, „niemand sei so naiv, nicht zu sehen, daß es nicht der Angeklagte Stepinac, sondern der Erzbischof von Zagreb und Primas von Kroatien ist, der auf der Anklagebank sitzt“.

Seit seiner „Begnadigung“ im Jahre 1951 weiterhin als Gefangener in seinem Konfinie-rungsort Krasic lebend, ist er nach wie vor ein Vorbild und eine moralische Stütze für sein Volk, dessen Freude über die Ernennung des Erzbischofs zum Kardinal (1953) offen zum Ausdruck kam Wie damals an dieser Freude, so nimmt heute die gesamte katholische Christenheit und sicherlich auch ein sehr weiter Kreis von Nichtkatholiken. innigsten Anteil an der Sorge des kroatischen Volkes um seinen Oberhirten, den Gefangenen von Krcsic, dessen chronisches Leiden sich jetzt durch eine hinzugetretene schwere Erkrankung kritisch verschlimmert hat.

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