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Die Saat geht auf

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Der eine sat, der andere erntet. — Dieses Bibelwort, das eines der Wesens- und Strukturmerkmale der Kirche in der Welt ausdrückt, scheint in augenscheinlicher Weise auf die katholische Kirche in Jugoslawien zuzutreffen. Bei aller Vorsicht, die auch jetzt, oder besser gerade jetzt, bei der Beurteilung der Lage der Kirche in einem kommunistischen Staat geboten ist, kann es nicht übersehen werden, daß sich die Kirche in Jugoslawien einer bemerkenswerten inneren Blüte, aber auch einer relativen äußeren Freiheit erfreut. In einer Fülle von geistlichen Berufen, in einer bei uns kaum vorstellbaren Anteilnahme der Gläubigen an kirchlichen Veranstaltungen zeigt sich, daß die 14 Leidensjahre des Agramer Erzbischofs, Kardinal Stepinac, nicht nur eine Spaltung der katholischen Kirche und Errichtung einer Nationalkirche in Jugoslawien verhinderten, sondern auch, daß sie — gemeinsam mit der Haltung der Priester und Gläubigen — der Ausgangspunkt für ein blühendes kirchliches Leben wurden.

Alle Bischöfe durften am Konzil teilnehmen

Wenn man bedenkt, daß die kommunistische Partei Jugoslawiens einmal die kirchenfeindlichste aller kommunistischen Parteien war — für die Mitgliedschaft war der formelle Kirchenaustritt notwendig —, so hat sich hier manches geändert. Was sich bereits in der Erlaubnis zu einem Ad-limina-Besuch in Rom im Jahr 1958 zeigte, aber noch von etlichen Priesterprozessen überschattet wurde, kam beim ergreifenden Begräbnis von Kardinal Stepinac in der Kathedrale von Agram — mehr als 100.000 Gläubige nahmen von ihrem Oberhirten Abschied, 22 Bischöfe des In- und Auslandes und das Diplomatische Korps, aber auch Vertreter der jugoslawischen Behörden nahmen an den Trauerfeierlichkeiten teil — zum Ausdruck. Allen Bischöfen wurde die Teilnahme am Konzil gestattet. Acht von Papst Johannes XXIII. ernannte Bischöfe wurden von der Regierung ausnahmslos anerkannt. Wenige Wochen nach dem Tod von Kardinal Stepinac verlieh Tito dem Erzbischof von Belerad. Uicic. zum 80. Geburtstag den höchsten zivilen Orden Jugoslawiens.

In der letzten Zeit konnten mehrere Klöster gegründet werden. Ein eigenes Konzilsinformationsblatt, „Die Stimme des Konzils“, erreicht mit seiner hohen Auflage (über 100.000) nicht nur die Katholiken, sondern wird auch von Orthodoxen gelesen. Neben der Wiedereröffnung

3er Theologischen Fakultät in Split connte durch die Opferfreudigkeit ier Gläubigen in Subotica ein neues iCnabenseminar (Paulinum) erbaut verden. Zu Beginn dieses Jahres wurde in einem vorwiegend von \rbeitern bewohnten Agramer Stadtteil eine neue Pfarre errichtet, iie bald mit dem Bau einer größe-•en Kirche und eines Pfarrhofes be-zinnen wird.

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