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Auf Burg Tirol
MARGARETE MAULTASCH. Historischer Roman. Von Fanny W i b-mer-Pedit. Klagenfurt, Eduard-Kaiser-Verlag, s. d. 512 S.
Der historische Roman ist eine Literaturgattung, über welche die Groß-kopferten — man verzeihe den Ausdruck — den Stab gebrochen haben, und welche darum nicht schlechter gedeiht. Die Verdammung des Genres versteht man sehr wohl, wenn man die inferioren Exemplare betrachtet; wenn literarische Taglöh-ner, anstatt die Gangsterbraut von Chikago oder die Herzenswahl der Stenotypistin, lieber die Königin Marie Antoinette oder die Kaiserin Elisabeth beschreiben. Das Fortleben des Genres versteht man, wenn sich ein bewährter Autor nach gewissenhaftem Studium einem geschichtlichen Thema widmet — wie hier geschehen. (Es gibt sogar ein Literaturverzeichnis.) Hier hatte das Thema noch eine eigene Bewandtnis; es gibt über dasselbe einen sehr erfolgreichen Roman. Die Autorin der neuen Lebensgeschichte war nun freilich in der Lage, neuen Geschichtserkenntnissen zu folgen. Margarete hieß nicht nach einem allzugroßen Mundwerk, sondern nach einer ihrer Burgen die Maul-tasch; sie war gar nicht häßlich. In patriotischer Sympathie schildert die
Dichterin also ihre Fürstin möglichst nett, und alle Antipathie fällt auf deren in der Ehe versagenden, ersten Mann Johann Heinrich von Luxemburg. Vielleicht würde ein ebenso patriotischer Mährer einwenden, daß Johann Heinrich ein ganz guter Fürst, und in zweiter Ehe auch Vater von drei Söhnen wurde; die allerdings waren unleidliche Zänker und Intriganten ... Dem sei wie auch wolle; hier haben wir ein sehr schönes Bild vom Land Tirol im Mittelalter mit Seitenblicken auf die übrige deutsche Geschichte, also ein Buch, ebenso lehrreich wie angenehm zu lesen. Gewiß, es paßt auch für die reifere Jugend, es ist ein passendes Geschenk in der Hand eines österreichischen Geschichtsfreundes; aber das schadet nichts, es kann nicht nur solche Bücher geben, die nur dem ausgepichten Magen eines wetterharten Seemanns verdaulich sind ... Interessant wäre übrigens ein Vergleich mit der Romanbearbeitung, die das Leben Johanns von Luxemburg kürzlich in Böhmen gefunden hat; da sieht man teils dieselben Gestalten in anderem Blickfeld. Etwas zu wünschen übrig? O doch, das Siegelbild hätte nicht auf dem Umschlag, sondern als Frontispiz gehört; einer Biographie ohne Bildnis fehlt etwas Wichtiges.
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