Noten und Matura abschaffen?
DISKURSNoten und Matura abschaffen? Nein!
Manuela Tomic über die Notwendigkeit von Noten und warum sie eine gute Grundlage für evidenzbasierte Bildungspolitik schaffen.
Manuela Tomic über die Notwendigkeit von Noten und warum sie eine gute Grundlage für evidenzbasierte Bildungspolitik schaffen.
Vergangenen Samstag hat sich die Wiener SPÖ bei einer Konferenz gegen die Matura und gegen Noten ausgesprochen. Anstelle der Matura soll eine Projektarbeit treten. Die Vorschläge dürften nun auch in der Bundespartei diskutiert werden. Nachdem die Überlegungen zu Bildungsfragen publik wurden, regnete es prompt Kritik von allen anderen Parteien. Und das nicht zu unrecht.
Noten ermöglichen es Lehrern, Eltern und Schülern schließlich, die individuellen Stärken und Schwächen zu identifizieren. Sie bereiten Schülerinnen und Schüler zudem auf ein Hochschulstudium vor und bringen Transparenz in das Bildungssystem. Nicht nur individuelle Leistungen können gemessen werden, sondern auch der Bildungsstand einer ganzen Klasse oder eines Jahrgangs. Das schafft wiederum eine gute Grundlage für evidenzbasierte Bildungspolitik und ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren und gezielt zu verbessern.
Die Matura als landesweit einheitliche Abschlussprüfung gewährleistet zudem eine vergleichbare Qualifikation für alle Absolventen österreichischer Schulen. Die Matura, als Abschlussprüfung der österreichischen Sekundarschule, ist ein wichtiges Kriterium für die Zulassung zu vielen Studiengängen. Sie stellt sicher, dass Studierende über ein bestimmtes Grundwissen und die notwendigen Kompetenzen verfügen, um erfolgreich an einer Hochschule zu studieren.
Diese Selektion trägt dazu bei, dass diejenigen, die ein Studium aufnehmen, gut vorbereitet sind. Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird: Noten fördern den Wettbewerb. Die Bewertung von Leistungen schafft einen Anreiz für Schüler, ihr Bestes zu geben und sich kontinuierlich zu verbessern. Schließlich gehört Wettbewerb später auch im Berufsleben zum Alltag. Je früher man Lernende darauf vorbereitet, desto besser.
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Matura an Bedeutung verloren hat, wenn es an Universitäten und Fachhochschulen zunehmend Aufnahmetests gibt. Die Reifeprüfung oder das Notensystem daher aber gänzlich abzuschaffen wäre ein Weg in die Orientierungslosigkeit – für Lehrer und Schüler.
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