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Noten und Matura abschaffen? Ja!

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Bewertung heißt in der Volksschule allzuoft Entwertung, argumentiert Brigitte Quint.

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Bewertung heißt in der Volksschule allzuoft Entwertung, argumentiert Brigitte Quint.

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Die SPÖ ließ dieser Tage mit radikalen Reformplänen aufhorchen. So fordert sie unter anderem die Abschaffung der Noten für alle Sechs- bis 14-Jährigen sowie die Streichung der Maturaprüfung. Dass diese Ideen von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) als „Hirngespinste linker SPÖ-Träumer“ diskreditiert wurden, ist nicht weiter verwunderlich. Das ist reine Parteipolitik. Dass er sich davon gar nicht lösen kann, ist allerdings schade.

Es täte allen voran den Kindern gut, festgefahrene Strukturen gründlich zu überdenken. Wer kann in Österreich mit gutem Gewissen behaupten, das Bildungssystem sei nicht verbesserungswürdig? Niemand. Die Vorschläge der Sozialdemokraten haben also durchaus ihre Berechtigung.

Eltern von Volksschüler(inne)n kennen das: Die meisten Kinder gehen anfangs gern in die Schule. Sie lernen Lesen, Schreiben, Rechnen, finden neue Freunde. Doch der Zauber verfliegt fast zeitgleich an jenem Tag, an dem ihre Leistungen mit Noten versehen werden. Von nun an beginnt bei den einen die Jagd auf die Note eins und bei den anderen wächst die Furcht, nicht zu genügen. Die eigene Neugier, das Interesse an neuen Inhalten, der individuelle Fortschritt (falls er nicht eins zu eins mit dem Lehrplan übereinstimmt) steht für viele mit Beginn der Notenvergabe nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen fokussieren sich Kinder (und häufig auch ihre Eltern) auf externe Erwartungen und Ziele.

Bewertung heißt in der Volksschule allzu oft Entwertung – für die Entwicklung Heranwachsender ist das mitunter eine Tragödie. Oftmals haben jene, die in Mathematik oder Deutsch eher schlecht abschneiden, in anderen Bereichen herausragende Fähigkeiten. Es täte den betroffenen Kindern nur zu gut, wenn diese ebenso berücksichtigt würden. Also ja, weg mit den Noten!

Ob es die Matura braucht, ist dagegen weitaus schwieriger zu beantworten. Vermutlich schadet es jungen Erwachsenen nicht, eine große Prüfungssituation zu erleben und zu meistern. Spätestens auf der Universität ist man damit sowieso konfrontiert. Aber ob die Matura wirklich abbildet, was der Prüfling tatsächlich kann und gelernt hat, ist dennoch zu bezweifeln.

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