Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
10 Jahre neue FURCHE
Im Roman „Die großen Wörter“ des österreichischen Schriftstellers Franz Innerhofer wurde der Begriff der „Redeweit“ erfunden. Tatsächlich macht man in unseren Tagen die Erfahrung, daß sich diese „Redewelt“ in unserem gesellschaftlichen Leben zu einer eigenen und eigenartig penetrierenden Größe entwickelt hat.
Innerhofers Roman ist eine Autobiographie. Er beschreibt darin seinen Aufstieg vom Bauernsohn in die Welt der Bildung, zum Leben eines Schriftstellers, und es ist der Roman eines solchen, der mit der Wut des Enttäuschten schreibt vom „Aufstieg ins Nirgendwo“.
Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um den inflationistischen und leichtfertigen Gebrauch der Sprache in unserer Zeit. „Redewelt“ und „Schreibewelt“, man kann auch schlicht und allgemein gebräuchlich „Medienwelt“ sagen, haben viel miteinander zu tun.
Daher ist es gut und richtig, daß sich die FURCHE für diese Jubiläumsnummer das Leitthema „Journalismus im Wandel“ gestellt hat. Die FURCHE will damit über andere nicht richten und nicht rechten, sie will vielmehr sich ausrichten nach ihrem Auftrag, das Wort zu gebrauchen, damit der „Aufstieg ins Nirgendwo“ vermieden wird. Ihr erklärtes Bestreben war und ist es, eine anspruchsvolle Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur und Religion zu sein, eine orientierende und zu geistlichem und geistigem Leben motivierende Plattform.
Solches schließt den leichtfertigen wie formelhaften Umgang mit der Sprache aus. Die heute immer wieder gehörten, gängigen (oder gefälligen) Formeln wie etwa „mit Kühnheit der Obrigkeit entgegentreten“ oder „in der Kirche wird es wieder enger“ oder „der Friede ist nie durch Sicherheit zu gewährleisten“, sind untauglich. Diese Beispielsliste könnte fortgesetzt werden.
Die Fragen und Nöte unserer Zeit sind komplexer, die Erwartungshaltungen der Leser sind größer und tiefer zugleich. In diesem Erkennen und in einem solchen Verständnis kann dem Jesuiten und Publizisten Wolfgang Seibel zugestimmt werden, daß in kirchlichen Presseorganen keine unnötigen Tabu-Zonen errichtet werden dürfen und daß es keinen prinzipiellen Gegensatz zwischen den Gesetzen des Medienmarktes einerseits und dem Wesen des Glaubens und dem pastoralen Auftrag der Kirche geben kann.
Diesem sicherlich .. schweren... Weg muß und will sich die FURCHE verschreiben. In der Annahme dieser Schwierigkeit hat sie ihre Existenznotwendigkeit.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!