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Kongreß der Superhirne

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Kürzlich tagte in Graz der interna­tionale Kongreß der „Mensa“ (vom lateinischen Wort für Tisch) des Ver­eines der Superintelligenten: Der in­ternationale Klub, für dessen Mit­gliedschaft man einen höheren Intelli­genzquotienten (IQ) benötigt, als ihn 98 Prozent der Bevölkerung haben, brachte nach Österreich eine Reihe prominenter Gäste. Sind aber Mensa- Mitglieder wirklich so intelligent, wie sie selbst meinen?

Am Anfang war ein Test. Als 1905 die französischen Ärzte Alfred Binet und Theodore Simon den ersten Intel­ligenztest zusammenstellten (der heu­te modernisiert als „Stanford-Binet- Test“ noch in Gebrauch ist) wußten sie noch nicht, was da auf die Menschheit zukam.

Heute liegen in Psychologenschrän­ken aus aller Welt einige Dutzend ver­schiedener Intelligenztests, die zwar in der Grundkonzeption und Fragestel­lung teilweise unterschiedlich sind, aber immer auf dasselbe hinauswol­len: Die Intelligenz eines Menschen auf den wissenschaftlichen Prüfstand bringen.

Die Uneinigkeit unter Fachleuten bleibt aber aufrecht. Bekommt der ge­lernte Buchhalter Müller bei einen), viele rechnerische Fragen beinhalten­den Test den IQ-Wert von 127 heraus (was eine ausgeprägte Intelligenz aus­drückt), kann er bei einem Symboltest mit Schwerpunkt auf- praktisches Können und Vorstellungsvermögen bei 119 landen. Das zweite Ergebnis macht ihn also „dümmer“.

Die Frage, was nun Intelligenz ei­gentlich sei, ist auch äußerst strittig. Der deutsche Psychologe Peter Lau­ster, selbst Verfasser eines Tests, weicht aus: „Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest mißt.“

Bei Kindertests kann etwa nach Gegensätzen gefragt werden: „Der Hase ist ängstlich, der Löwe ist. ..“

Wird jetzt nicht der Begriff „mu­tig“, sondern „stark“ oder „mächtig“ eingesetzt, so ist die Möglichkei^einer Falschbeurteilung durch den Testen­den durchaus gegeben.

Auch setzen eine ganze Reihe von Tests abendländische Vorkenntnisse voraus. Ein Beduine mit „fremdarti­ger“ Kultur wird solche Tests kaum bestehen und den Erfolg eines Grenz­debilen verbuchen.

Die internationale Mensa-Organi­sation, deren Schwerpunkt in den USA liegt, hat diese Probleme jedoch nicht. Die rund 220 Delegierten aus fünf Kontinenten, die in Graz tagten, unterhielten sich über Höhlenfor­schung, Intelligenz und menschliches Überleben, antike Geometrie, die Wichtigkeit des Denkens und sogar über die Kunst, glücklich zu leben.

Das Elitäre am Verein will die Mensa ausgeschaltet wissen. „Es kommen viele Leute zu uns, bestehen die Tests und können es dann einfach nicht glauben. Hausfrauen, Schüler, Studenten, aber auch Kaufleute, Pro­fessoren, Angestellte“, sagt Ferdi­nand Heger, Generalsekretär des österreichischen Mensa-Klubs.

Die Voraussetzung für eine Mensa- Mitgliedschaft ist dann gegeben, wenn dem Testergebnis zufolge der Prüfling zu den „oberen“ zwei Pro­zent Intelligenz-Mensch gehört. Die Wissenschaftlichkeit ist vorhanden: Die sogenannte Gaußsche Glocken­kurve (nach dem Göttinger Mathe­matiker Carl Friedrich Gauß be­nannt) ist eine Zufallsverteilungskur­ve, die dann gegeben ist, wenn eine große Anzahl zufälliger Dinge oder Ereignisse gemessen werden soll.

So auch die Intelligenz: Der Durch­schnitt der Bevölkerung (rund 37 Pro­zent) verfügt über den durchschnittli­chen Intelligenzquotienten von 100. Zwölf Prozent der Menschen haben jeweils am benachbarten Ende der Skala Platz: Sie sind „dümmer“ oder „gescheiter“ als der Durchschnitt. Mensa-Mitglieder müssen sich am ex­tremen Ende der Skala aufhalten: Die obersten zwei Prozent eben.

Die österreichische Mensa ist mit 503 Mitgliedern eine relativ starke Sektion der internationalen Vereini­gung. Von den 503 Österreichern sind 111 weiblichen Geschlechts, 31 sind unter 19 Jahren. Übereinen akademi­schen Titel verfügen „nur“ 130.

Prominentester Gast des gutorgani­sierten Kongresses war C. Northcote Parkinson, Begründer des „Parkin- sonschen Gesetzes“.

Prominente Österreicher sind bis auf Georg Mautner Markhof. in den Mitgliederlisten nicht zu finden. Man­gelndes Interesse oder nicht bestande­ne Aufnahmsprüfung?

Gastspiele japanischer Theater­truppen haben im Westen in den letz­ten Jahren den Zuschauern wahre Be­geisterungsstürme entlockt. Ist es nur das „Theater für das Auge“, das auch ohne Sprachkenntnisse eine Bezie­hung möglich macht? Denn vor allem das Kabuki, das klassische japanische Volkstheater, vermag durch den Far­benreichtum, die kostbaren Kostüme aus Seidenbrokat und die luxuriöse Bühnenausstattung den europäischen Zuschauer zu fesseln.

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