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Trend zur Trendwende

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Die Bedeutung der jüngsten Nationalratswahl muß an zwei Momenten gemessen werden: einmal an dem Umstand, daß es Dr. Kreisky trotz einer gigantischen Materialschlacht nicht gelungen ist, den Verlust der absoluten Mehrheit zu verhindern, zum anderen an der Tatsache, daß die ÖVP als einzige Partei an die Grünen nicht nur keinen Tribut zollen mußte, sondern auch noch bemerkenswerte Gewinne verbuchen konnte.

Daher würde sich dieses Wahlergebnis selbst dann als Grundlage eines weiteren Aufstiegs der ÖVP eignen, wenn sich der Erfolg der Volkspartei auf einen psychologischen Effekt reduzieren sollte, der darin besteht, daß die Partei nach einer Kette von Niederlagen wieder siegen gelernt hat.

Dieser Effekt könnte die ÖVP bei einer kommenden Wahl zumindest in den Besitz der relativen Mehrheit bringen, der wohl einzigen Bedingung, unter der die Volkspartei wieder Regierungsverantwortung übernehmen kann.

Zudem ist noch fraglich, ob die kommende Regierung, auf welcher Grundlage immer sie zustande kommt, eine ganze Legislaturperiode überdauern wird.

An sich müßte man wünschen, daß die jetzige Regierungspartei die Dinge nach Tisch anders als vor Tisch sieht, indem sie das Volksinteresse dem Parteiinteresse voranstellt und der Bildung einer Regierung auf breiter Basis kein Hindernis in den Weg legt.

Leider ist zu befürchten, daß nach einer solchen Niederlage eher die negativen als die positiven Seiten der SPÖ zum Tragen kommen, nämlich ihr ausgeprägter Drang, das Parteiinteresse mit dem Volksinteresse zu identifizieren.

Sollte also tatsächlich eine „Koalition der Verlierer“ gebildet werden, dann böte sich der Volkspartei als einziger Oppositionspartei erst recht die Chance, den Wählern zu demonstrieren, daß nur ihre Mehrheit den Trend zur Trendwende auch tatsächlich in eine neue Politik umzusetzen imstande ist.

Diese neue Politik müßte trotz der Niederlage der Grünen vor allem den Problemkreis des Umweltschutzes einschließen.

Das Vertrauen, das die Wähler vor allem in Alois Mock gesetzt haben, müßte Mock die Kraft geben, diese Schwerpunktverlagerung herbeizuführen. Denn im Unterschied zur SPÖ, die nun voraussichtlich in eine Führungskrise hineinschlittern wird, ist die ÖVP nunmehr aller Führungsprobleme enthoben. Unter einer starken Führung hat sie aber noch allemal ihre Chancen zu wahren gewußt.

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