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Beiträge zu einem Wörterbuch der Politik

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Heft II: Zur christlichen Staatslehre

Die Autoren widmen das zweite Heft des Wörterbuches der Politik einer Betrachtung des Wesens des Staates und seiner Abgrenzung von der Sphäre des Privaten, ein Unternehmen, das um so beachtlicher ist, je mehr der Staat sich als „Anstalt" gegenüber den Staatsbürgern geradezu autonom konstituiert. Der Zugang zum Phänomen des Staates setzt das Funktionieren einer Demokratie voraus. Diese ist eine Wahlchance im politischen Handeln, die unabhängig von der Staatsform bestehen kann, weil ihre Prinzipien dem Sittengesetz entnommen sind. Auch das, was vereinfachend als „christliche Demokratie" gekennzeichnet wird, kann daher nur Wirklichkeit sein, insoweit es vom Sittengesetz her bestimmt ist. In der Gegenwart ist christliche Demokratie wesentlich jenem Komplex von Maßnahmen verbunden, die auf Entproletarisierung und Standwerdung der Arbeiterschaft gerichtet sind.

Sodann legen die Verfasser geradezu katalog- •rtig dar, wie der Staat sich als Herrschaftsverband, sei es als Tyrannis, als Republik oder als Monarchie, vergegenständlicht.

Was zur Frage der Parteien gesagt wird, ist instruktiv, zur Immanenz der Parteien wie des Parteienstaates.

Für den Politiker, wenn er nicht Politik als Handwerk betreibt, ist das Heft ein uneotbehe-

liches Hilfsbuch, dessen er sich in seiner Argumentation ebenso bedienen kann, wie es ihm hilft, die Wirklichkeit des politischen Geschehens au der Enge des Tages herausgestellt zu sehen.

Heft III: Zur sozialen Frage

Was die Autoren zum Themenkreis der sozialen Frage zu sagen haben, wird unter steter Bedacht- nahme auf die menschliche Wohlfahrt und eine richtige der Natur des Menschen gemäße gesellschaftliche Ordnung dargestellt. Dabei nimmt Nell- Breuning (fast alle Arbeiten des Heftes stammen von ihm) darauf Rücksicht, daß das, was man „Soziale Frage" nennt, heute sachlich von dem wesentlich verschieden ist, was seinerzeit zu den Bedingungen des Entstehens der sozialen Unordnung gehört hat. Insbesondere wird dieser Umstand am Begriff der „Gerechtigkeit" demonstriert, der heute einen wesentlich anderen (sozialökonomischen) Inhalt hat und durch den neuen, unserem geschärften sozialen Gewissen entstammenden Subbegriff der „Sozialen Gerechtigkeit" ergänzt worden ist.

Ob es um die Fragen des Klassenkampfes geht oder um subtilste Fragen der Sozialpolitik und der Sozialreform, um das Wesen des Proletariats oder um die Lobngerechtigkeit, stets wird Wesentliches ausgesagt, wobei der Stoff in einer höchstmöglichen, dem Anliegen des Gesamtwerkes entsprechenden Konzentration geboten wird.

Heft IV: Zur Wirtschaftsordnung

Im vierten Heft stellt Nell-Breuning im Verbindung mit Ludwig Wirz die elementaren Probleme des wirtschaftlichen Geschehens vom Standpunkt christlicher Sozialphilosophie aus dar. Jede Wirtschaftsordnung ist richtig, wenn sie möglich macht, daß der Sachzweck der Wirtschaft erfüllt werden kann. In ihrer Stoffdarbietung nehmen die Autoren auf die neuesten nationalökonomischen Theorien in einer leichtverständlichen und stofflich gut gegliederten Weise Bezug, Dabei werden die neuen Lehren mit dem „Alten Wahren" jeweils konfrontiert. Ein Handeln jenseits der Bereiche der Moral ist in der Wirtschaft gegen den Sinn des Schöpfungsgeschehens. Eine unmoralische wirtschaftliche Handlung ist auch eine wirtschaftlich falsche Handlung. Darauf hinzuweisen, werden die Verfasser nicht müde.

Sei es das Kapitel „Wettbewerb" oder die Plan wirtschaft oder die großartige, weil so ungemein konzentrierte Ueberschau zum Thema des „Geldes , stets muß man sich wundern, wie es den Verfassern gelingt, ohne Beugung der Wahrheit auf so engem Raum, wie er ihnen zur Verfügung steht, derartig umfangreiche Stoffdarstellungen zu bieten.

Heft V: Gesellschaftliche Ordnungssystem

(2. Lieferung)

Mit dem vorliegenden Heft bieten uns die Verfasser wohl die derzeit klarste und systematisch beste Uebersicht der sozialphilosophisch relevanten Ordnungssysteme. Der Höhepunkt des Heftes ist nach Meinung des Referenten der Abschnitt über den Solidarismus, in dem alles enthalten ist, wa zum Gegenstand überhaupt an Wesentlichem ausgesagt werden kann. An wichtigen Stichworten seien noch erwähnt „Marxismus", „Syndikalismus", „Universalismus", „Materialismus" und „Sozialis. mus". Bei jedem Ordnungssystem versuchen die Verfasser die Haupttheorien herauszustellen und auf die für das jeweilige System repräsentative Literatur einzugehen.

Prof. Dr. Anton Burghardt

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