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Stimme der Jungen

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Die Diskussion über das Thema „Sozialismus nnd Christentum“ wird im „Strom“, dem Organ der sozialistischen Akademikerschaft, mit einem Ernst und einer Beharrlichkeit fortgesetzt, die diesen Auseinandersetzungen Anspruch auf achtungsvolle Aufmerksamkeit verleihen. In der eben erschienenen Folge 15 wendet sich Erich Körner gegen zwei Debatteteilnehmer, die sich kürzlich zum Worte gemeldet hatten und sichtlich über das Wesen des Gegenstandes nicht im Bilde gewesen waren. Bei diesem Anlaß kommt er zurück auf eine Bemerkung der „Furche“, erst mit der Durchbrechung der Dogmenwelt der materialistischen Geschichtsauffassung werde der Weg frei für eine neue Gesellschaftsgestaltung, und sagt dazu:

„Wir können erwidern, daß diese Dogmenwelt, soweit sie übethaupt bestanden hat, schon längst durchbrochen, ist. So hat beispielsweise einer der bedeutendsten Führer der deutschen Sozialdemokraten, Doktor Högner (München), bald nach dem Zusammenbruch Hitlerdeutjchknds erklärt, es gelte, nach den Erkenntnissen der letzten Jahre, nunmehr eine Synthese zwischen rein materialistischer und idealistischer Geschichtsbetrachtung zu .finden. Statistische Erhebungen unter sozialistischen Studenten (in Grs z) ließen ebenfalls jedwede .dogmatische' Behandlung der Fragestellung: .Siehst du die Zukunft des Sozialismus im Marxismus oder Labourismus?' vermissen.“

Diese beiden Tatsachen bestehen, und Högners Äußerung wurde auch in der „Furche“ festgehalten. Aber ebenso besteht auch die Tatsache, daß im österreichischen Sozialismus von Zeit zu Zeit starke und heftige Rückstöße aus dem Lager alter

radikalmarxistischer Tradition sich äußern, etwa wenn sich in der „Zukunft“ Erwin Scharf zu feierlidier Beschwörung erhebt:

„Der Marxismus öffnet uns die .Einsicht in die Bedingungen, unter denen wir den Kampf zu führen haben. E r zeigt den Weg, der zum Ziele führen muß. Verzichten wir nicht auf diese feste Grundmauer, auf der allein das Gebäude einer wahrhaft sozialistischen Partei aufgebaut werden kann! Nicht Moralismus und Sentimentalität — Marxismus tut not!“

Dennoch möchten wir uns mehr an die Jugend als an die Theoretiker der „festen Grundmauern“ halten und gemeinsame Hoffnungen darin sehen, wenn der Wortführer im „Strom“ vom österreichischen Sozialismus sagt:

..Zusammenfassend sei festgestellt, daß wir uns in der Frage des Verhältnisses zwischen Christentum und Sozialismus vor jeder demagogischen Haltung hüten und unsere bis 1934 gezeigte Einstellung einer Revision unterziehen solle n.“

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