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José Casanova: "Europa ist nicht säkular"

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Entwickelt Europa gegenüber dem Islam eine Paranoia? Soweit geht der Religionssoziologe José Casanova nicht. Eine allzu einfache Sicht auf die Muslime konstatiert er aber doch.

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Entwickelt Europa gegenüber dem Islam eine Paranoia? Soweit geht der Religionssoziologe José Casanova nicht. Eine allzu einfache Sicht auf die Muslime konstatiert er aber doch.

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Für einen Vortrag bei der Forschungsplattform "Religion and Transformation in Contemporary European Society“ war der Religionssoziologe José Casanova an die Universität Wien gekommen. Er stand dabei auch der FURCHE Rede und Antwort.

DIE FURCHE: Europa verfolgt die Aufbrüche in der arabischen Welt mit gemischten Gefühlen. Es gibt die Sorge, der politischer Islam könnte sich breitmachen. Entwickelt Europa gegenüber dem Islam eine Paranoia?

José Casanova: Vielleicht keine Paranoia, aber eine allzu einfache Sicht: Was heißt politischer Islam? Wenn Muslime in der Öffentlichkeit ihre Identität auch als Muslime auszudrücken, ist das doch eine ganz normale Sache. In Europa haben das die Christdemokraten ja analog praktiziert. Die Frage ist nicht, ob politischer Islam, sondern welcher. Es gibt Hinweise, dass im Gegensatz zu einem totalitären Islamismus wie im Iran oder in den 90er-Jahren in Algerien oder auch bei den Muslimbrüdern in Ägypten ein Prozess des Überdenkens eingesetzt hat. Das sieht man am besten in Tunesien, wo auch die alten Islamisten im Exil einen demokratischen Wandel durchgemacht haben und nun die türkische AKP, die ja gerade die Wahlen gewonnen hat, als Beispiel nehmen. In Ägypten ist aber noch nicht ausgemacht, wie es zwischen Muslimbrüdern, Militär und Demokratiebewegung ausgeht.

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