Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Vom Zauber regionaler Gaumenfreuden
Alles ist willkommen und erwünscht, was Zeit, Mühe, Denken und Arbeit erspart: Was auf den ersten Blick wie eine allgemeine Verhaltensmaßregel für das Schlaraffenland klingt, ist nicht mehr und nicht weniger als die Beschreibung eines der aktuellsten Trends im Ernährungsverhalten der heimischen Bevölkerung: Der „Convenience-Orientierung", also der Bevorzugung von (frischen) Fertiggerichten, die in den meisten Bevölkerungs- und Altersschichten zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dies ist dem kürzlich von Landwirtschaftsminister Mag. Wilhelm Molterer präsentierten ersten Lebensmittelbericht Österreichs zu entnehmen.
Danach wenden die heimischen Haushalte heute im Durchschnitt nur mehr rund 18 Prozent ihrer Ausgaben für Lebensmittel auf. Tendenziell nimmt der Konsum von Fruchtsäften, Hülsenfrüchten, Fisch, Käse bzw. Milchprodukten, Geflügel, Gemüse und Obst zu.
„Erlebnisprodukte" stehen gegenwärtig hoch im Kurs. Dazu zählen unverfälschte Erzeugnisse, die direkt vom Bauern erworben werden. Mit ihrem Kauf sind der Zauber der Region und die Utopie des einfachen Lebens untrennbar verbunden. Bioprodukten kommt hier besondere Bedeutung zu, stillen sie doch gleich mehrere Sehnsüchte der Konsumenten: Jene nach Natur, Sicherheit, Bewahrung, Einzigartigkeit, Sorgfalt und Können.
Dies ist auch der Grund, warum 54 Prozent der Österreicherinnen zumindest gelegentlich Produkte aus biologischem Anbau verwenden. Die größte Verbreitung finden in diesem Zusammenhang Obst und Gemüse (79 % aller „Bio-Haushalte"), Milch und Milchprodukte (65 96), Fleisch und Wurst (6196) sowie Getreide und Backwaren (52 96).
Interessantes Detail am Rande: In allen Altersstufen, vom Baby bis zu den Senioren, nehmen Frauen grundsätzlich mehr pflanzliche Nahrungsmittel, etwa Gemüse, Obst und Getreideprodukte, zu sich als Männer.
Weitere Schlußfolgerung: „Connaisseurkulturen" sind im Zunehmen begriffen, da insbesondere im Bereich des Kochens und Essens das Bedürfnis besteht, viel zu verstehen und dadurch die soziale Anerkennung Gleichgesinnter zu erlangen. In dieselbe Kerbe schlagen „Eliteprodukte", die aufgrund ihrer Einzigartigkeit und begrenzten Verfügbarkeit ein gewisses Prestige vermitteln. Ältere, gutsituierte Bevölkerungsschichten wiederum bilden interessante „Seniorenmärkte", etwa im Bereich der Gesundheits- und Diätprodukte.
Apropos Sicherheit Der Le-bensmittetkennzeichnung kommt als Orientierungshilfe bei der Kauf entscheidung hoher Stellenwertzu, da infolge der Liberalisierung des Lebensmittelmarktes auf eine immer größere Angebotsvielfalt zurückgegriffen werden kann. Bei Repräsentativerhebungen gaben 73 Prozent der Verbraucher an, das Herstellungs- oder Ablaufdatum „immer" zu lesen, gefolgt von der Preisangabe (62 Prozent) und der Bezeichnung des Ursprungslandes (31 Prozent).
93 Prozent der Befragten erkannten in diesem Zusammenhang das Austria-Gütezeichen, 90 Prozent davon wußten, wofür es steht Das AMA-Gütezeichen erkannten 70 Prozent (77 96 richtige Zuordnung), das AMA-Bio-kontrollzeichen 37 Prozent (77 % richtige Zuordnung), das Zeichen der größten Biobauernor-ganisation, des „Ernteverbandes", immerhin 31 Prozent (74 96 richtige Zuordnung).
Dies charakterisiertgleichzeitig die aktuellen Entwicklungstendenzen im Ernährungsverhalten: Einerseits macht die zunehmende Globalisierung vor den Konsumgewohnheiten nicht halt, andererseits bleibt die von heimischen Produkten getragene regionale Küche wichtige Konstante der Eßkultur.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!