Auszüge aus der Schlusserklärung

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Die Stimmungslage hat sich seit dem ersten Pfingstdialog im Mai 2005 radikal gewandelt. Vertrauen ist in besorgniserregendem Ausmaße verloren gegangen, Verdrossenheit und Protest hingegen sind gewachsen. Zunächst ablehnende Volksabstimmungen zum EU-Verfassungsvertrag, dann 2008 Ausbruch der schweren Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise in zahlreichen EU-Mitgliedsstaaten. Nahezu fünf Jahre sind seither vergangen, und es kann nicht behauptet werden, dass die Krise endgültig überwunden sei. Andererseits haben viele Krisengipfel bislang ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone verhindert und zu einer Stabilisierung der Situation beigetragen.

Vereinigte Staaten von Europa mag ein irreführender Begriff sein, wenn man sie als Spiegelbild der Vereinigten Staaten von Amerika sieht. Die demokratische Union Europas kann nur ein sich ständig weiterentwickelndes einzigartiges Gebilde sein. Viel eher scheint der Wahlspruch der Europäischen Union geeignet, das Ziel zu beschreiben, nämlich "In Vielfalt geeint“. Der unermessliche Reichtum der Vielfalt der Kulturen und Sprachen, an Kreativität sowie an innovativem und (selbst-)kritischem Denken ist eine wesentliche Stärke und ein Alleinstellungsmerkmal Europas.

Humanistische und religiöse, insbesondere christlich geprägte Grundwerte gehören untrennbar und unverlierbar zum geistigen Fundament Europas.

Eine stärkere europäische Integration kann und darf nicht zulasten von Demokratie und Transparenz geben. Mehr Europa sei weniger Demokratie, mehr Verdrossenheit und weniger Vertrauen der Bürger - das wäre eine fatale Formel.

Kein Elitenprojekt

Europa darf nicht als abgehobenes Eliteprojekt empfunden werden, Europa bedarf der Legitimation, Unterstützung und Mitgestaltung durch die Bürgerinnen und Bürger. Das verlangt einen ernsthaften, geduldigen, nachhaltigen und permanenten Informations-, Erklärungs- und Diskussionsprozess. Es muss alles getan werden, um die wertvolle Ressource des Vertrauens der Bürgerinnen und Bürger in Demokratie und Europa zu stärken - das Vertrauen ist das unverzichtbare Fundament, wie schon einer der geistigen Väter der europäischen Einigung, Jean Monnet, festgestellt hat. Europa muss ein Projekt der Menschen für die Menschen sein. Europa darf also nicht als ein seelenloses Projekt für den kalten Verstand empfunden werden, Europa muss Köpfe und Herzen der Menschen erreichen. Europa ist mehr als eine Wirtschaftsunion, Europa hat auch ein einzigartiges Lebens-, Sozial- und Gesellschaftsmodell zu bieten.

Es gibt keine lineare und keine zwangsläufig positive Entwicklung, sondern der europäische Weg ist steinig und muss mit Ausdauer, Geduld und Konzept beschritten werden. Europa ist Hoffnung und Wagnis zugleich. Es gilt Vieles zu wagen, um die Hoffnung zu stärken

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