Badewanne_Klimwandel-dunkel - © Rainer Messerklinger

„Wollen wir in einer Badewanne wohnen?”

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Michiel Helsen, Gletscherwissenschaftler und Klimawandel-Dozent an der Hogeschool Rotterdam, über das Schmelzen der Eiskappen und die Auswirkungen in den Niederlanden.

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Michiel Helsen, Gletscherwissenschaftler und Klimawandel-Dozent an der Hogeschool Rotterdam, über das Schmelzen der Eiskappen und die Auswirkungen in den Niederlanden.

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Der Klimawandel wird die Lebensumstände dramatisch ändern – vor allem in den Küstenregionen, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind. Für die Niederlande ist das besonders bedrohlich. Dort hat der Alarmruf des Klimaforschers Michiel Helsen für heftige Debatten gesorgt. Ein Gespräch.

DIE FURCHE: Spätestens seit ihrem Auftritt vergangene Woche vor der UNO ist Greta Thunberg das Symbol der Klimabewegung, aber auch das Hassobjekt der Gegner. Wie schätzen Sie ihre Rolle ein?
Michiel Helsen: Ich stehe natürlich hinter ihrer Botschaft. Sie sagt, dass die Welt auf die Wissenschaft hören sollte. Es ist selbstverständlich, dass ich das unterstütze. Es ist allerdings tragisch, dass bezüglich dieser Botschaft so viele Zweifel gesät werden, die eigentlich nicht zur Diskussion stehen sollten. Die IPCC-Berichte sollten für sich sprechen.

DIE FURCHE: Sie sagen, dass wir die westlichen Niederlande nicht halten können und eine Diskussion zu führen wäre, welche Teile des Landes wir verteidigen wollen. Woher diese Dringlichkeit?
Helsen: Daher, dass es keinen Plan B gibt. Wir reden viel über Maßnahmen gegen Klimawandel, weil die Niederlande sehr niedrig liegen und darum ein Meeresspiegelanstieg gefährlich ist. Doch eigentlich nie wird darüber gesprochen, dass es auch nicht gelingen kann, die Absprachen von Paris einzuhalten. Wenn die Erde sich weiter so aufwärmt, kann das auch einen Anstieg von zehn Metern oder mehr bedeuten. In diesem Fall bleibt von den Niederlanden nicht viel übrig, vor allem vom niedrig gelegenen westlichen Teil, wo die meisten Menschen wohnen und der Motor der Wirtschaft sich befindet.
DIE FURCHE: Könnten Sie das aus Ihrer Sicht als Gletscherexperte noch näher erläutern?
Helsen: Früher dachten wir, es sei eine Frage von Tausenden von Jahren, ehe sich die großen Eismassen verändern würden. In den letzten Jahrzehnten gelangten wir zu der Einsicht, dass dort bereits alles am Verändern ist. Von der Erkenntnis, wie schnell das gehen kann, sind wir eingeholt worden. Durch die Zunahme der Treibhausgase geht die Erderwärmung weiter, sodass wir die großen Eiskappen in Grönland und der Antarktis verlieren können. Nun ja, vielleicht nicht die ganze Antarktis, aber so gut wie alles Eis auf Grönland und einen großen Teil des Eises in der West- Antarktis.

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