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Zweifrontenniederlage
Filmdeutschlands Zweifrontenkrieg: Es wird den Krieg nicht los und mit dem Frieden nicht fertig.
Wie tief ihm der Krieg noch in den Knochen sitzt, zeigt „Strafbataillon 9 9 9“. Was für ein „ausgerissenes“ Thema, dieses rachsüchtige Verheizen von Männern, die irgendwie nach oben aufgefallen sind! Und was für technische Bravour und Brillanz des Grauens, die solche Abwegigkeiten nach 15 Jahren pos/ffestum mit genießerischer Perfektion hinlegt, iäß uns-,.das Blut gerinnt. Weshalb, wozu? Es ist Kein greS* Gefühl, das' einen angesichts dieses überdurchschnittlich gut gemachten Films befällt.
Noch schlimmer steht es mit Filmen wie „D i e zornigen jungen Männer“ — ein völlig unzutreffender Name übrigens für die drei gerechten Kammacher, die sich gegen die üblen Praktiken eines giftspritzenden Lebensmittelkonzerns stemmen. Mit ein paar Kluborgien, einem Kalauer über Bonn und einer weit übers Ziel schießenden Kritik an allem und jedem (so wird der Pelz einer Kupplerin juristisch mit dem Hinweis auf die Steuereinkünfte des Staates aus der gewerbsmäßigen Prostitution reingewaschen!) ist gar nichts getan. Fixe Thriller, die weitum Gesinnung vorgeben und Geschäfte machen, sind übler als die kritisierten selber. Was für ein unglückliches Volk, das den Krieg so unglaubwürdig laut verdammt und den Wohlstand seines Friedens so bespuckt! Tu felix Austria nube! Filmösterreicher, dreh lieber weiterhin „Sissy“!
Zwei romanische Ausflüge nach Hollywood geben zu denken. Gut hält sich Sophia Loren in „D a s Mädchen Kay“, einer Urlaubergeschichte aus 1944 mit reichlich freizügigem Liebesmilieu, aus der immerhin ein Strahl echter Liebe bricht. Völlig lahmgelegt dagegen scheint das unbestrittene komödiantische Naturtalent Gina Lollobrigidas in „Wenn das Blut k o c h t“. Es wäre jammerschade, wenn es Hollywood gelänge, diese Konkurrenz durch weitere Einschmelzung auszuschalten. Der Film, eine Episode aus dem Dschungelkrieg gegen Japan, ist jedenfalls besser als das Amerikadebut der Romflüchtigen.
Ganz in seinem Element ist Hollywood mit den zwei brillanten Komödien „Eine Nummer zu groß“ und „Wer war die Dame?“; prächtige Grundeinfälle, hübsche Gags und hinreißendes Spiel machen das lose Spiel zu einem reinen Vergnügen.
Filmschau (Gutachten der Katholischen Film-kommision für Österreich), Nr. 19, vom 7. Mai 1960: II (Für alle zulässig; ab 10): „Bilderbuch Gottes*“. — III (Für Erwachsene und reifere lugend; etwa ab 16): „Geheimagent des FBI“, „Sturm über dem Nil“, „Um Leben und Tod“. — IV (Für Erwachsene): „Strafbataillon 999“, „Unter Einsatz des Lebens“. — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Herrin der Welt, II. Teil“, „Der Mann aus Zelle 14“, „Wer war die Dame?“. — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Der Satan lockt mit Liebe“. — * = sehenswerter Film.
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