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Butterfly 1961

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„Das kleine Teehaus in Montevideo" ist man versucht zu kombinieren, wenn der amerikanische Film „Ein Haus in Y o k o s h i m i“ Anleihen bei zwei klassischen Komödien macht. Merkwürdig, wie gut geraten trotzdem die Mischung unter der Regie George Marshalls ist. Jetzt sind, es vier Marinephotoreporter aus dem koreanischen Krieg, die im Drang der Not ein Geishaheim in ein vorerst Potemkinsches, dann aber wirkliches Waisenhaus verwandeln. Das gibt einen Mordsspaß, spitzig,’ spritzig, witzig und dezent trotz der verfänglichen, Ausgangssituation (aber schließlich sind die Geishas nur Unterhaltungsstewardessen). Höhepunkt: die Parodie eines amerikanischjapanischen Westerners vom Schlag „12 Uhr mittags“. Auch die Aufladung mit amerikanisch-japanischer Fraternisie- rung (welche Wandlung seit der „Butterfly“!) ist nicht über Gebühr aufdringlich. Gespielt wird glänzend, von Weiß und Farbig. Herzhaft ja also zu diesem Lichtpunkt im Schatten eines richtiggehenden Erschöpfungsanfalles des Wiener Lichtspieltheaterprogramms, der offenbar mit dem besuchermordenden Altweibersommer korrespondiert.

Denn bei „Affäre Nina B.“ (französisch-deutsche Kooperation) hapert es schon allerorten. Kriminalfilme dürfen verwirrend, aber nicht verworren sein. An zwei, drei Stellen sind der dunklen Geschichte ausgewachsene Denkfehler (oder Schlampereien?) nachzuweisen. Der Stoff, einem Roman von Johannes Mario Simmel nacherzählt, die Geschichte eines fast peinlich hörigen deutschen Wirtschaftsbonzen (die Frau bandelt ihrerseits mit dem Chauffeur an), riecht nach Kolportage. Die leichtfertige Verknüpfung mit dem deutschen Wirtschaftswunder, dessen Schlüsselpositionen angeblich nur von „einstigen Nazis besetzt sind, noch mehr aber mit dem Halbdunkel der Ostzone geht uns im deutschen Film allmählich auf die Nerven. Gutes Spiel von Pierre Brasseur und Nadja Tiller, weniger von Walter Giller in der undankbaren Rolle eines Kümmerers. Regisseur Robert Siodmak ist zu Jannings’ Zeiten einmal eine Hoffnung des deutschen Films gewesen. Er ist in eine amerikanische Fixigkeit, Smartheit und Stand- ortlosigkeit abigerutscht, die nicht mehr schön ist.

Einen traurigen Rekord vom Titel bis zum Mittel an Dilettanterei und Geschmacklosigkeit leistet sich das österreichische Lustspiel „Vor Jungfrauen wi r d gewarnt". So einfach geht es nicht, so geht es einfach nicht, Herren Buchautoren, Regisseure und Darsteller. Wirklich nicht.

F i l m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): II a (Für alle: für Kinder gewisse Vorbehalte): „Musik ist Trumpf“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Fracass, der freche Kavalier“, „Mister Miller ist kein Killer“ — IV (Für Erwachsene): „Die Falle am Snake River“, „Die Königin der Barbaren“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Affäre Nina B.“, „Alles auf eine Karte“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Der Mörder mit der Kralle“, „Vor Jungfrauen wird gewarnt“, „In der Hölle ist noch Platz“.

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