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Da waren's nur mehr drei...

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Der Kriegsfilm ist zu einem erschreckenden Prozentsatz im Kinoprogramm geworden. Im rasanten Start der neuen Spielzeit hat er bisher — auch im Rang — die Spitze gehalten: bis in die jüngste Woche: da waren's nur mehr drei.

Das ehrlichste, sauberste Wort spricht diesmal — Filmdeutschland. Liebeneiners „Taiga“, das menschliche Abenteuer einer Frau unter Männern in der affektgeladenen Atmosphäre eines abgelegenen, abgeschriebenen Kriegsgefangenenlagers, ist nicht ganz frei von romantischem Pathos, aber doch sehr taktvoll und eindrucksvoll. Ruth Leuwerik und Hannes Messemer halten ein sehr zartes und zugleich sprödes Liebesspiel aus allen Fährlichkeiten heraus.

In hartem Dokumentarstil ist den Franzosen in „Das große Rendezvous“ ein herbes Ehrenmal für die Resistance im deutsch besetzten Nordafrika gelungen, jenem schicksalhaften Algier, das heute ganz andere Widerstände entwickelt.

Was den Amerikanern so selten passiert, geschieht in „Die jungen Löwen“: sie verhauen einen Film, an den sie grenzenlosen Aufwand und Ehrgeiz verwendeten. Vielleicht war das Vorhaben zu groß: ein seelisches Weltpanorama der jüngeren Generation im Krieg zu entwickeln. Eine gewisse hollywoodsche Fülle ist dem Film nicht abzusprechen. Auch die darstellerischen Kanonen — Marlon Brando, Montgomery Clift — feuern aus allen Rohren. Aber das wilde Umspringen von einem Schauplatz zum andern, das Antupfen eines Dutzends von Problemen und Konflikten gedeiht nicht recht zu einem einheitlichen Ganzen. Das verwirrende Mosaik ist zudem durch eine unentschiedene Gesinnung ausgewaschen, die man beispielsweise der viel komplizierteren Fragestellung der „Brücke am Kwai“ nicht vorwerfen konnte. So hinterläßt der großangelegte, gewaltig lange Film nur Unbefriedigtheit, ja stellenweise sogar Langeweile.

Die wird noch dem hundertsten Disney-Film nicht passieren. Ja, sein neues Tierepos nach Saiten, „Perris Abenteuer“, trägt sogar die klassischen Züge des unvergeßlichen „Bambi“. Es ist zudem so gerafft und gestrafft, daß noch Zeit bleibt für ein ganz bezauberndes Vorprogramm: „N i o k — der Elefant.“

In einer Sondervorführung gab Polen mit dem farbigen Jugendfilm „König M a c i u s I.“ eine erfreuliche Probe östlicher Märchenkunst ab. Von den politischen Zwischentönen ist nur ein gewisser ironischer Grundton geblieben.

Eine Emmerich-Kälmän-Story ist den Deutschen mit „Der Czardaskönig“ nicht übel geraten; mehr Schwung und Schmiß, vielleicht auch durch das sprudelnde Temperament Caterina Valentes, hat der deutsche Revuefilm „...und abends in die Seal a“. Antels Wiener Lustspiel „O o h ... diese Ferien“ gehört angeblich zu jenen hundert im Jahr, die gedreht werden müssen, damit drei oder vier einen Löwen oder Bären bekommen. Gut so. Aber — wo sind unsere Löwen und Bären?

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich) Nr. 36 und 37 vom 6. und 13. September 1958: III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Die Ausgestoßenen“, „Die Brücke am Kwai“, „Mädchen in Uniform“, „Der schwarze Teufel“, „Der goldene Tip“, „... und abends in die Scala“ — IV (Für Erwachsene): „Der 27. Tag“, „Der Dschungel von Manhattan“, „Der Einäugige“, „Die Farm der Verfluchten“, „Die James-Dean-Story“, „Ooh . .. diese Ferien“, „Wenn Männer zerbrechen“ — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Wild ist der Wind“, „Im Prater blüh'n wieder die Bäume“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Die rote Zigeunerin“, „Das Mädchen Rosemarie“, „Von Panzern überrollt“ — V (Abzuraten): „Mona, die Schwedin“ — VI (Abzulehnen): „Mit Eva fing die Sünde an“.

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