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Poesie in Moll

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Dieses. Familiendrama aus Italien, „D i e Brüder1 von Florenz“, ergibt einen eigenartig eindringlichen Film. Es geht hier nicht um die üblichen Liebesprobleme junger Leute, sondern um den unterschiedlichen Lebensweg zweier Brüder, die Waisen wurden und deren weiteres Leben durch die verschiedenartigen Pflegeeltern bestimmt wurde. Rückerinnernd besinnt sich der ältere Bruder beim Tod des jüngeren an die einzelnen Lebensstationen ihrer Jugend. Lorenzo wuchs bei einem wohlhabenden Pflegevater heran, doch dieser Verarmte, und frühzeitig muß der herangewachsene junge Mann seinen Lebensunterhalt verdienen, gelangt iedoch über untergeordnete Stellungen nicht hinaus. Es ist ein armseliges Leben, das er zu führen hat und das frühzeitig endet. Echte menschliche Probleme unter Verzicht auf äußere Effekte werden hier angeschnitten: Lorenzo wuchs in guten Verhältnissen heran, verbrachte eine sorglose Jugend, die ihn verwöhnte, und der jäh hereinbrechenden Härte des Daseinskampfes war er nicht gewachsen. Der sozialkritische Roman von Vasco P r a-t o 1 i n i gab die Vorlage für diesen prachtvoll in Farben photographierten Film ab, der besonders in der Schlußszene zu,einem ergreifenden Höhepunkt gelangt.

Die unerhört ausdrucksvolle Jeanne Moreau wurde nun als Eva“ in einein französischen Film herausgestellt, in dem sie den Typ eines lasterhaften und männerzerstörenden Weibes zu verkörpern hat. Es ist eine maßlos egozentrische Frau, die die Männer zu Sklaven macht und deren Hörigkeit schamlos ausnutzt. Man fragt sich ernstlich, was soll die Darstellung eines solchen Monstrums von Weib? Noch dazu bedient sich diese abwegige Studie eines krampfhaft bedeutsamen Bildstils und befleißigt sich in den Gesprächen einer sehr abwertenden Haltung gegenüber Liebe und Ehe, was allerdings in Anbetracht der Story kaum mehr überrascht.

Der deutsche Lustspielfilm „Liebe will gelernt sein“ kann auf eine namhafte Elternschaft verweisen: Erich Kästner lieferte das Buch, und die leichte Hand Kurt Hoffmanns inszenierte den Streifen, und trotzdem entpuppt sich die Geschichte von dem jungen Medizinstudenten, den ein „lebenserfahrener“ älterer Onkel in Liebesdingen einführen soll, als ein fragwürdiges Unternehmen. Kästners Kritik an der zweifelhaften Moral der älteren Generation wird nur zum Anlaß für eine verwirrende Umkehrung sittlicher Begriffe benutzt. Trotz namhafter Schauspielernamen kam nur ein mäßiges Lustspiel zustande, das zu den derzeit gängigen Spekulationen Zuflucht nimmt.

Der sowjetische Farbfilm „Klarer Himmel“ erzählt eine ansprechende Liebesgeschichte vor dem erschütternden Hintergrund des zweiten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit in Rußland unter der Despotie Stalins. Die nach seinem Tode einsetzende „Tauwetterperiode“ wird allerdings recht billig symbolisiert: Die Leinwand quillt fast über vor lauter Tauwetterbächlein, die plötzlich aus der vereisten russischen Landschaft hervorbrechen. Immerhin bemüht sich der Film um eine eindringliche Darstellung der unhaltbaren Zustände unter Stalins Tyrannei, die auch ehrliche Idealisten unbarmherzig verfolgte.

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): II a (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte): „Girls, Girls, Girls“ - III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Die Brüder von Florenz“ — IV (Für Erwachsene): „Nachtasyl“ , „Klarer Himmel“ - IV a (Für Erwachsene, mit Vorbehalt): „Tiara Tahiti“, „Der erbarmungslose Feind“. „Meine Frau ist zum Schreien“, „James Bond — 007 jagt Dr. No“ — IV b (Für Erwachsene, mit ernstem Vorbehalt): „Liebe will gelernt sein“.

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