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Worüber lacht der Mensch?
Worüber lacht der Mensch, fragte vor mehr als einem Vieneljahrhundert Rene Fülöp-Miller in seinem heute noch interessierenden Filmbuch „Die Phantasiemaschine“. Er untersuchte die Elemente der damals ehen absterbenden Stummfilmgroteske und stellte mit einer hübschen Anspielung auf den Dummen August (augustus = sebastos = der Erhabene) eine der einleuchtendsten Komiktheorien auf: die stärkste Lachwirkung geht von dem „umgekehrt Erhabenen“ aus, also von dem Zusammenstoß des würdevollen Zweibeiners mit der respektlosen Materie. Wir denken jetzt wieder daran, da der Amerikaner Robert Young-son eine hübsche Montage älterer Stummfilmszenen mit Ben Turpin, Will Rogers, Harry Langdon sowie Stan Laurel und Oliver Hardy (das Dreigestirn Chaplin-Keaton-Lloyd wird nicht ganz mit Unrecht . als bekannt vorausgesetzt) präsentiert, die bei uns den etwas lahmen deutschen Titel „Kintopps Lachkabinett“ führt. Hier steht freilich die Frage auf, warum wir über die seinerzeitigen Cremetortenschlachten und abgerutschten Hosen noch heute so herzlich lachen, während wir sie den Epigonen unserer Tage so übelnehmen. Die Antwort ist klar. Die Alten boten nicht nur das. Ein Beispiel. Da klecksen zwei ausgebrochCne Sträflinge in Malerverkleidung, von einem Polizisten verfolgt (der düpierte Policeihan ist der „umgekehrt Erhabene“ schlechtweg, bei Chaplins revolutionärer Sozialsatire noch mehr!), sinnlos ihre weißen Flecke auf Aüs-lagertscfteibetf und Autokühlerhauben; 'Plötffich'JSeht der eine von'lrineii, dem der Schutzmann buchstäblich ;,aüF'dehitFÄs'en“'ik zwischen sich und dem Verfolger einen winzigen, koketten weißen Strich auf dem Gehsteig. Und das ist mehr als ein Gag, das ist eine philosophische Formel, die keinem Heutigen mehr einfällt. Das ist die Überlegenheit, das Klassische, das Unvergängliche der stummen Groteske, die seit dem Geschwätz des Sprechfilms unwiederbringlich verloren ist.
Zählebiger ist das naive Abenteuer des Kintopps. Man kann selbst eine „Herrin der W e i t“ von Anno Schnee in unsere Tage retten, wenn man so pfiffig und „g'haut“ wie Wilhelm Dieterle ist. Von seinem Meister Max Reinhardt hat er mehr abgeguckt, als wie er sich räuspert, wie er spuckt. Trotzdem, trotzdem — trotz fast schon utopischer Auf-frisierung - der Story (der Verschleppung eines Forschers mit der weltbeherrschenden Energieformel), trotz großartiger Beherrschung des Handwerklichen und internationaler Besetzung will ein gewisser Rest (in uns selber?) nicht aufgehen. Eine Art vergreister Dämonie und eine Portion kindischer Abenteuerphantasie liegen ständig im Streit. Wir fürchten uns nach wie vor vorm schwarzen Mann, aber es macht uns aus Erfahrung keine rechte Freude mehr.
„Im Namen Allahs“ nennt der Österreicher Otto Bieber den Schwarzweißdokumentarlülm von der Sahara-Tibesti-Expedition unter Dr. Peter Fuchs, dem H. Zehetgruber die letzte Form gegeben hat. Der Film krankt an Materialmangel, den der deutlich überhöhte Text Harald Zusaneks zu decken versucht. Es wäre ehrlicher gewesen, eine Kurzfassung zu belassen, die manches interessante Völkerkundliche und Brauchtümliche zu bieten hätte.
F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich) Nr. 16 vom 16. April 1960: II (Für alle zulässig, ab 10): „Micky-Maus-Festival“ — IIa (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte, ab 12 bzw. 14): „Kintopps Lachkabinett“ — III (Für Erwachsene und reifere lugend, etwa ab 16): „Als geheilt entlassen“, „Männer, die in Stiefeln sterben“ — IV (Für Erwachsene): „Frauen im Schwarzen Erdteil“, „Hubertusjagd“, „Die letzte Fahrt der Bismarck“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der Bandit von Zhobe“, „Judith — das Schwert der Rache“, „Schlacht im Korallenmeer“ — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Kreuz und Schwert“, „Wenn das Weib erwacht“.
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