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Angst und Freiheit

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Deutlich steht die Filmwoche im Zeichen des Kims Pater Bruckbergers und Filippo Agostinis nach Gertrud von Le Fort und Bernanos, „Opfergang einer Nonne”, der hier bereits ausführlich gewürdigt wurde. Der tödliche Ernst des zeitnahen Themas von der christlichen Angst und Freiheit, die intensive, konzessionslose Darstellung der klösterlichen Welt und Umwelt und die große schauspielerische Besetzung überbieten den Eindruck von Aufführungen der Bühne, der Oper und des Fernsehens, und nähern sich jenem Ideal einer Inszenierung schlechtweg, das sich Dichter für ihre Werke nur wünschen können.

Es gehört zu jenen Dingen in der Filmwelt, die dem Fachmann wie dem Laien immer unverständlich bleiben werden, daß der bedeutende Pariser Schauspieler Pierre Brasseur, dessen reifer Charakterisierung im „Opfergang einer Nonne” die heikle Rolle des Repräsentanten der Revolution anvertraut ist, in der gleichen Woche „in zwei Filmen erscheint, in der er sich ausnimmt wie Kafka im Panoptikum. Statt einer ernsthaften Kritik hier die Titel: „Karthago in Flammen” und „Das Schreckenshaus des D r. R a s a n o f f”.

raiiSt vtet.sin: diesen Tagen etwas, .passiert. ;A as-die;:treuesten Freunde,: desde tsch äi > Klm ‘, mtfhtVmphr für . mägjip]}-. gealtet haben: eine geist- und- witzspnihende deutsche Kriminalparodie, „Agatha, laß das Morden sein”. Ob primär die Idee Von Herrn Gillmann oder das richtige Austoben des Ehepaares Dietrich Haugk (Regie) und Johanna von Koczian (Titelrolle) das Naturereignis ausgelöst haben, ist wie immer in solchen Fällen schwer zu sagen. Denn hier „sitzt” einfach alles, die Hauptrollen (neben der herrlichen Koczian Klausjürgen Wiissow), die Episoden (Elisabeth Flickenschild, Peter Vogel u. a.), der Kameraspuk und die „geisterhafte” Musik Hans-Martin Majewskis. Ich kann auch nicht, wie es einige Kritiker getan haben, einen Schönheitsfehler des Drehbuches darin finden, daß es in das komplizierte Kartenspiel der nächtlichen Heilung einer kriminalsüchtigen Büchelschreiberin einen richtigen Mörder als Jolly hineinmischt. Das Überraschende aber an einem deutschen Film ist, daß er vom Start weg, das heißt von den beziehungsvollen Namen im Titel, den entzückenden Zeichnungen und dem überwältigend komisch geflüsterten Schlagerlied „Agatha, laß das Morden sein, es schickt sich nicht für Damėn” in rasantem Tempo loslegt und merkwürdigerweise dieses Tempo bis zur letzten Sekunde durchsteht. Und das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder.

Gleich herzhaftes Schmunzeln, Genuß und wohltemperiertes Vergnügen begleitet die hübsche Idee, die berückenden Aufnahmen und ein einmaliges Darstellertrio, das in Zukunft nicht mehr möglich ist, in dem Film „Es begann in Neapel”. Italo-Amerikas herrlichster Triumph: Sofia Loren, rassig und temperamentvoll wie noch nie, Vittorio de Sica ganz in seinem Element, über Clark Gable aber (vorletzter Film!) jenes feine Fluidum weiser, verhaltener, fast schmerzlich-ironischer Anziehungskraft, das solche Männer, wie wir heute wissen, nur in Todesnähe ausstrahlen.

Films-Chan (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Es begann in Neapel” , „Harte Burschen — steile Zähne”, „Dick und Doof werden Papa”, „Die Hauptmannstochter” , „Ausgerechnet Charlie Brown” — IV (Für Erwachsene): „Die Welt von morgen” , „Feuertaufe Invasion” — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Die Welt der Suzie Wong”, „Gehn Sie nicht allein nach Hause — Schlagerparade 1961”, „Frau Irene Besser” — IV h (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff”, „Fremde, wenn wir uns begegnen”. — = sehenswerte Filme.

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