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Letzte Zeugen

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„The Misfits” („Nicht gesellschaftsfähig”) ist der letzte Clark-Gable- Film. Der Abschied ist nicht unwürdig. Unnotwendig beginnt der Film zwar mit drei geschiedenen Personen, was langsam zum guten Ton der Bessere-Leut’-Gesellschaft des Films zu gehören scheint. Dann aber exerziert der Film einen Cowboy- Edelsuperextrathriller, der sich gewaschen hat. Was und wieviel in der unerhörten Szene vom Fang der Wildpferde (wenn überhaupt) gedubbt beziehungsweise, wenn nicht, eine Grausamkeit für Mensch und Tier ohnegleichen ist, ist nicht leicht zu sagen. Die Story ist das alte Lied von der Frau zwischen drei Männern. Dahinter aber taucht da und dort — offenbar Spuren des Drehbuches von Arthur Miller — so etwas wie Problematik auf: Natur und Kultur, Entartung und Fortschritt. Marilyn Monroe, als der Preis eines rauhen „Rodeos”, hält sich großartig. Gewinner ist, eine Pferdelänge vor Montgomery Clift, Clark Gable — unbesiegt also und ni.-ht resignierend, aber doch einer stillen u.id schmerzlichen Weisheit voll geht er jn die Filmgeschichte ein. Ein letzter Zeule dSf ldtrc. niännlichen “

; Ein Blindgänger im Trommelfeuer des. Osterprogramms ist Anthony Asquiths englischer Film „Die Mi11ionärin”. Aus dem Bühnendialog von Bernhard Shaw hat der Film, gelinde gesagt, ein Sozialgeblödel gemacht. Auch das Spiel der Hauptdarsteller, Sophia Loren und Peter Seilers, läßt zu wünschen übrig.

Unfaßbares an Verworrenem und Dilettantischem, an dekrepid Amoralischem und Unästhetischem (vor allem die Auswahl der männlichen Darsteller, angefangen von Charles Aznavour, ist eine Auslese von scheußlichen Jüngeln) leistet sich Francois Truffaut, Mitpknscher in der „Neuen Welle”, in dem Film „Schieß e n Sie auf den Pianisten”. Nach den beachtenswerten ..Flegeljahren” reißt uns dieser zweite Film Truffauts aus allen Himmeln. Nicht einmal die blecherne Feder des Jahres gebührte ihm. Liebe Kollegen und Kritiker, schießen Sie nicht auf die Musiker und Kameraleute, schießen Sie auf die Autoren und Regisseure der Neuen Welle, die unzüchtigen Moralisten, die Sphinxe ohne Geheimnisse unseres Jahrhunderts!

„Der letzte Zeuge”, ein Plädoyer (mit Nebengeräuschen) Wolfgang Staudtes für Waffengleichheit des Verteidigers mit Staatsanwalt und Richter und zugleich eine Anklage diverser Unzukömmlichkeiten, Unwürdigkeiten und Fahrlässigkeiten bei Polizei und Gericht, ist zweifellos ein starkes Stück. In jeder Hinsicht. Die linke Schlagseite kann kein Satz des Films verleugnen. Deswegen braucht er natürlich noch nicht falsch zu sein. In so ernsten Themen wären freilich unbefangenere letzte Zeugen, als es Wolfgang Staudte ist, angebrachter. Der Film hat starke Spannung und gute Darstellerleistungen (Emst Lothar u. a.).

Das unbefangenste und freieste Lachen kommt in diesen Tagen wieder einmal aus England. „Eine Insel steht kop f”, wegen Raketenbasis und so. Das ist an sich kein Lustspiel. Aber solange soviel Freimut und Mut zur Selbstpersiflage walten, kann es kein Drama auf Erden werden.

Fi1mschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich):

II (Für alle zulässig, ab 10): „Land der Zukunft III (Für Erwachsene und reifere Jugend, etwa ab 16): „Schön ist die Liebe am Königssee”, „Mein Schwert für den König” — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der letzte Zeuge”, „Vergeltung ohne Gnade”, „Die Millionärin”, „Die Wölfe von Los Angeles” — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Kein Stern geht verloren”, „Eines Abends am Strand”. sehenswerter Film.

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