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Die anderen „Kälbchen“
Für den gehetzten Berufsmenschen unserer Tage ist es immer wieder unfaßbar, zu hören, wie viele Menschen in jüngerem Mannesalter aus Langeweile Gemeinheiten, auch Verbrechen begehen. Die Italiener haben aus dem Thema eine Komödie („Die Kälbchen“) gemacht, die Spanier eine zutiefst ergreifende Tragödie: „Hauptstraße.“ Ein Film, der von innen und außen eine gepreßte Atmosphäre entwickelt und den Schwerpunkt von den gemütsrohen Flaneuren auf ihr Opfer verschiebt: ein alterndes Mädchen, das auf den „Spaß“ einer „Verlobung“ hineinfällt, darunter rührend aufblüht, dann aber aus allen Himmeln stürzt. Wie Betsy Blair das macht, greift ans Herz. Ein Regen von Auszeichnungen ergoß sich auf sie und den Film — mehr als verdient. Denn seit Katherine Hepburn und ihren „Kleinen Frauen“ ist die Tragödie des unverschuldeten „Unglücks im Winkel“ nicht mehr so keusch und zart und doch wieder realistisch verfilmt worden wie hier. Nomen est omen: solche Filme liegen auf der Hauptstraße der neuen Kunst.
Man muß Jahrzehnte zurückdenken, um im deutschen Film eine Darstellerpotenz wie O. W. Fischer zu entdecken. Franz Peter Wirth hat ihn jetzt in den Mittelpunkt einer Shaw-Verfilmung gestellt: „Helden.“ Und siehe da: alle Gewichte des deutschen Films, die sonst wie Blei drücken, fallen ab, man ist englisch elegant und französisch scharmant, man ist auch, ja vorwiegend deutsch, und O. W. Fischer vollendet den Gout mit einem bezaubernden Schuß bisher ungekannten Schwyzer
Scharms. — Wie um die ungeheure Spannweite seines komödiantenhaften Talents noch zu unterstreichen, serviert ihn dieselbe Woche in „Peter V o ß, der Millionendie b“, zwar nicht ganz so literarisch, aber darum nicht minder unterhaltsam in dem seit kurzem verwaisten Tyron-Power-Fach des ritterlichen Abenteurers. Was für ein Glück, daß der Mann „drüben“ Krach gehabt hat! Wir haben ihn. (Leider nicht Oesterreich, sondern Deutschland.)
„L a i 1 a“, ein hübscher, blendend farbphotogra-phierter deutsch-schwedischer Spielfilm aus der Zeitenwende des Lappenvolkes, leitet zu drei beachtlichen Dokumentarfilmen über: „Finnland, Land der 1000 See n“, „Im Stillen Ozean“ und dem brillanten, auch unter die gebräunte Haut dringenden Sportfilm „Menschen, Meter und Sekunden“. Roman Herle
Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 47, vom 22. November 1958: II (für alle zulässig): „Marietto, die Tänzerin und der liebe Gott“ — III (für Erwachsene und reifere Jugend): „Finnland, Land der 1000 Seen“, „Ohne Mutter geht es nicht“, „Polikuschka“, „Räuber und Gendarm“ — IV (für Erwachsene): „Die Aristokraten“, „Besuch um Mitternacht“, „Flüsternde Schatten“, „Natali“ — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): ..Frankensteins Rache“, „Gesandter des Grauens“, „Unternehmen Rote Teufel“.
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