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Albertus maximu
In das Programm der Wiener Festwochen wirft der Film eine geballte Ladung von Sexbomben (in elf Filmen), die ausnahmslos blind gehen. Roger Vladims französischer Film „In ihren Augen ist immer Nacht“ präsentiert ein kleines schwarzes Tierchen namens Hannibal und ein größeres, blondes namens Brigitte Bardot; das erstere bewährt sich. — „Die Stadt der Verlorenen“ (amerikanisch) liegt in der Wüste Sahara.; es soll Oasen darin geben — Sophia Loren ist keine. — Dieses war der dritte Streich: Silvana (Pampanini) als Silvana in „S i 1-v a n a“ (italienisch); ein Sittenfilm. O tempora, o mores! — Ein französischer weiblicher Regiestar, Jacqueline Aubry, inszenierte Victor Marguerites skandalumwitterte „J u u g g e s e 11 i n“. Kein Sittenfilm, nein, das kann man wirklich nicht mehr sagen ... Dagegen ist Max Ophüls' „L e P 1 a i s i r“ (Reprise) eine gewisse Delikatesse in camera caritatis nicht abzusprechen.
Die Festwochenehre aber rettet wieder einmal nicht der Spielfilm, Sendern Jerome Hills und Erica Anderson Dokument der Humanität: „Albert Schweitzer“. Rührend, was der Film zeigt: die Günsbacher elsässische Heimat; und Lambarene, die geistige Heimat des großen Theologen und Arztes, Musikers und Schriftstellers, das Sanatorium der Menschlichkeit in diesem inhumanen Jahrhundert. Erschütternd, was der Film schamhaft verschweigt: die verlassenen Ehren, Lambarene und die zwei Weltkriege, den keiner Profanierung zugänglichen täglichen Gottesdienst. Vielleicht liegt der unverwelk-liche Reil und Wert dieses einzigartigen Films
weniger in den Bildern, die der letzten technischen Makellosigkeit entbehren, als in dem von Albert Schweitzer selbst verfaßten und gesprochenen Wort: einer fest in sich ruhenden, rundum geschlossenen Weltanschauung. Wenn die merkwürdig graziös-brüchige Bassermann-Stimme des heute Dreiundachtzigjährigen einmal bei einer Rückkehr aus Europa nach Lambarene ganz schlicht und ohne Pose 'sagt: „Ich bin wieder daheim — in Afrika“, spürt man, wie einem die Schamröte in die (weiße) Haut schießt. Ist es die Abendröte — oder die Morgenröte der Zivilisation?
F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Film kommission für Oesterreich, Nr. 22 und 23 vom 31. Mai und 7. Juni 1958): II (für alle zulässig): „Junges Glück im April“, „Die Tom-und-Jerry-Lach-bombe“, „Albert Schweitzer“. — III (für Erwachsene und reifere Jugend): „Das gab's nur einmal“, „Das nackte Leben“, „Sputnik I und. II — Der Weg zu den Sternen“, „Drango“. — IV (für Erwachsene)! „Cha-Cha-Cha“, „Donatella — Junge Liebe in Rom“, „Der geheimnisvolle Gefangene“, „Les Girls“, „Schach dem Mörder“, „Verraten und verkauft“, „Der Mann in der Gruft“, „Teenager“, „Viva Villa“. — IV a (für Erwachsene mit Vorbehalt): „Heiße Küste“. — IV b (für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Stahlgewitter“. — V (abzuraten): „Drei Uhr nachts“. — VI (abzulehnen) „Die Junggesellin“.
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