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Der traurige Zorn des John Osborne
Selbst Englands zorniger junger Mann John Osborne ist nicht so zornig und böse auf die böse Welt, daß er die ehrenvolle Zumutung Sir Laurence Oliviers, ihm ein Stück auf den Leib zu schreiben, zurückgewiesen hätte. So entstand die nach Maß mit einer bitteren Bombenrolle aufgeladene Bühnenkomödie „The Entertainer”, in der Olivier gleich wie in dem Film mit dem nunmehr deutschen Titel „Der Komödiant” die Gestalt jenes singenden und steppenden Varieteansagers (wir haben hierzulande ähnliches nur in seinem Milchbruder, dem Prateranreißer Liliom) mit den flackernden Lichtem eines mit allen Mitteln arbeitenden, ahgerutsch- ten, halbseidenen Erzkomödianten ausstattet — ein interessante, diskrete klinische Studie. Den Stoff haben schon Hauptmann und Wedekind geliebt, auch Chaplins letzter Film spielt mit dem verzweifelten Humor des hoffnungslosen Comebacks. Osborne schwankt zwischen Trauer und Zorn. Die Trauer ist gepflegt und ähnelt der berühmten Träne im Knopfloch, aber auch der Zorn tobt nur an der Kette in den abstrusen Familienauftritten and der schamhaft angedeuteten Parallele von Englands weltpolitischem Abstieg. So interessiert der Film nur schauspielerisch, im ganzen erfreut er nicht eben das Herz. ‘Übrigens fand die Wiener Erstaufführung gerade an dem Tage statt, da Olivier die im Film als seine Tochter mitwirkende loan Plowright heiratete, derentwegen er sich nach zwanzigjähriger Ehe von Vivien Leigh hatte scheiden lassen.)
Amerika weiß mit Gina Lollobrigida nichts anzufangen Hat sie das nicht vorher gewußt? Nach dem Film „G e h nackt in die Welt” dürfte sie im Bilde sein. Eine stimmliche Bombenbesetzung kann die Schwächen und Längen des römischen „Barbier von 5 e v i 11 a” nicht niedersingen. Und die schönsten Aufnahmen zwischen Disneyland und Sambesi könrten die Stoppel- irbeit des Kulturfilms „Wundervoll Junte Welt” nicht verdecken.
F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission füT Österreich):
11 (Für alle zulässig, ab 10 Jahren): „Wundervolle bunte Welt” — II a (Für. alle: für Kinder gewisse Vorbehalte, ab 12 bzw. 14 Jahren): „Eine Insel steht köpf” — III (Für Erwachsene und reifere. Jugend, etwa ab 16 Jahren): „Der Teufel spielte Balalaika” , „Der Barbier von Sevilla” — IV (Für Erwachsene): „Mördertrio”, „Legt ihn nicht um”, „Musik des Teufels” —, IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Schwüle Stunden”, „Der Komödiant” — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Geh nackt in die Welt”, „Zehn Frauen verschwanden in Paris”. — — sehenswerte Filme. — 1 Nachtrag: Bei „Keine Gnade für Liebe” (IV, für Erwachsene) entfiel in der letzten Nummer irrtümlich der Zusatz = empfehlenswerte Filme.
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