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Wer nimmt das alles ernst?

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Das Bühnenstück „H u i s C1 o s“ von Sartre, französisch 1943, deutsch unter dem Titel „Bei geschlossenen Türen“ 1949. ist im Film zu keiner entsprechenden Form gediehen. Die Gespräche wirken gedehnt. Bleibt die Sartre eigene Angst vor der in ein Nichts gestellten Existenz und seine These, daß die Qual der Hölle darin bestehe, zu erfahren, wie die Lebenden über die Toten denken und daß sozusagen der Extrakt der Qual die Bosheiten sind, die sich die in der Hölle Befindlichen gegenseitig zufügen. Aber ist das alles?

Die alte Weisheit, daß nur ein guter Mensch ein guter Arzt sein kann, hat der Roman „Not as a stranger“ („U nd nicht als ein Frem-d e r“) von Morton Thompson frisch garniert. Genau genommen, müßte also ein Selbstsüchtiger, ein Karrieremacher scheitern. Das geschieht im Leben nicht immer, und die Wandlung des von seinem Berufe besessenen Arztes durch einen Kunstfehler, den der Selbstsichere begeht, ist psychologisch unwahrscheinlich. In diesem Film, der mitunter an die Nerven einige Anforderungen stellt, hat der Kameramann das Hauptverdienst. Auch die Schauspieler sind gut.

„Für Amerikaner verboten“ ist schon lange nicht mehr freundschaftlicher Umgang mit Japanern (im Gegenteil ()• Diese Geschichte lebt bloß von der anerkennenswerten Tendenz, nationale und rassische Vorurteile vom Menschlichen her als über-windlich hinzustellen. Dieser Gesinnung wegen sieht man über manches hinweg. Nicht hinwegsehen kann man aber über den „Dunkel roten Venusstern“ mit seiner berechnenden Erotik und seiner Leichtfertigkeit. Der Freiheitskampf der Spanier gegen Napoleon war doch etwas mehr als eine amouröse Gelegenheitsschinderei. — Dem „Rebell für die Freiheit“ fehlt die innere Handlung; vom Fechten und Stechen und dem Turm von Pisa allein, nebst falsch intonierten Gesängen, lebt keine Rebellion. — ;,W e i ß e Sklavinnen für Tanger“, ha! Welch packender Titel, wenn der nicht zieht! Aber es ist eben bloß die übliche Mädchenhandelkolportage, ohne daß die sozialen und ethischen Momente- klar herauseestellt würden — Für die Freunde des „Heimatfilms“ bleibt ..Im Schatten der Dolomiten“ bloß das Licht der Landschaft übrig. Sähe der heimische Romancier G. K. Bienek, was Trenker aus der Handlung des Romans „Die Flucht des Giovanni Testa“ (1948) gemacht und was er dazu fabuliert hat, er ergriffe seinerseits die Flucht. — Beschämend, daß Abel Gance, aus , Stummfilmzeiten namhafter Regisseur, seine Hand dazu bot, damit „Der Turm der sündigen Frauen“ auf die Leinwand komme: ein abstoßendes Zeug. — ,.W er nimmt die Liebe ernst?“ spielt zur Zeit der großen Französischen Revolution und möchte gerne eine Persiflage auf die politischen Verhältnisse sein, gerät aber (Kerkerszene) hart an die Grenze des schlechten Geschmacks.

Wer nimmt das alles ernst?

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr 25/26 vom 23. und 30. Juni 1956: II (Für alle zulässig): „Klare Augen“.

— III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Die wunderbare Liebe der Bianca Maria“, „Für Amerikaner verboten“, „Wer nimmt die Liebe ernst?“, „Die Dame des Königs“, „Rebell für die Freiheit“, „Aida“.

— IV (Für Erwachsene): „Santiago“, „Verfemte Frauen“, „Im Schatten der Dolomiten“, „Sein Freund, der Lederstrumpf“, „Das Tagebuch des Mr. Tomp-son“, „Der große Regen“. — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Wo der Wind stirbt“, „Herr Satan persönlich“, ..Insel der Leidenschaft“, „Karawane der Sünde“. — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Hinter verschlossenen Türen“, „Dunkelroter Venusstern“. „Reif auf jungen Blüten“. — VI (Abzulehnen): „Der Turm der sündigen Frauen“.

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