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Der achte Wochentag

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Es geschieht das Ungewöhnliche, daß ein Land seine eigene Filmkooperation mit dem Nachbar verleugnet und auf Festivals niederzuprotestieren versucht; es geschieht das Außergewöhnliche, daß das österreichische Unterrichtsministerium dem Film das Prädikat „wertvoll” verleiht und die Katholische Filmkommission gleichzeitig „abzuraten” dekretiert. Auch der Normalbesucher des deutsch-polnischen Films „Der achte Wochentag” dürfte kaum mit eindeutigen Lust- oder Abscheugefühlen den Film, verlassen. Das mag wohl weniger am Stoff, als an seinem Regisseür liegen. Das Wohnungselend in kriegszerstörten Städten ist keine volksdemokratische Spezialität. Wie es nun Aleksander Ford in Warschau Sieht, ist wahrhaftig erschreckend, schockierend, und zwar nicht nur deshalb, tveil die Ueberdosierung handgreiflich iSt (wenn man in einer Bombenruine stolpert, muß man nicht gleich darauf einen Ziegelstein auf den Kopf bekommen), sondern weil dieser Film das Sozialproblem in eine Luft aggressiver Sexualität hinüberlaviert, aus der auch der rettende „Schlüssel” am Schlüsse keine eigentliche Patentlösung und Erlösung mehr bringen kann. Der an französischen und italienischen Vorbildern geschulten Hand des Regisseurs ist so eine Reihe hochkünstlerischer, beklemmend „schwarzer” Szenen gelungen, nicht aber das Befreiende, Reinigende, das auch dem düstersten künstlerischen Pessimismus eigen zu sein pflegt. Hier halten wir uns nach wie vor an de Sicas „Dach” und seine gültige Gestaltung des gleichen Stoffes. Auch im Neoverismo freilich hat es Schutt gegeben, ehe das „Dach” entstehen konnte. Vielleicht war es zu früh, von einem polnischen Stoff,

einem vorwiegend polnischen Film, schon heute, da die sieben Tage noch grau sind, den hellen ächten zu erwarten.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkcm- mission für Oesterreich), Nr. 15/16/17.vom 11., 18, und 25. April 1959: II (Für alle zulässig): „Kanada — Im Land der schwarzen Bären”, „Der kleine Däumling” — II a (Für alle; für Kinder gewisse Vorbehalte): „Herrn Josefs letzte Liebe”, „Der Schäfer vom Trutzberg” — III (Für Erwachsene und. reifere Jugend): „Oh, du mein Oesterreich”, „Der .Haustyrann”, „Jakobowsky und der Oberst ”,. „Wenn Musik spielt, bin ich glücklich”, „Wolgaschiffer” — IV (Für Erwachsene): „Asphaltgeier”, „Einer muß dran glauben”, „In brutalen Händen”, „Das indische Grabmal”, „Getrennt von Tisch und Bett ”, „Sieben Sekunden, zu spät”, „Urlaubsschein nach’ Paris”, „Der Zwiebelkopf” („Der Marinetrottel”), „Der Mantel ”, „Messer an der Kehle”, „Scala — total verrückt” „Die schwarze Orchidee ”, „Tod in kleinen Dosen” — IV a (Für Erwachsene mit Vorbehalt); „Reif für den Galgen”, „Die Wikinger”, „Aus dem Tagebuch eines Frauenarztes”, „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti”, „Was eine Frau im Frühling träumt”, „Die feuerrote Baronesse”, „Onkel George und seine Mörder” — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Pal Joey” — V (Abzuraten): „Meine 99 Bräute”, „Der achte Wochentag”, „Der Mann aus dem Westen” — VI (Abzulehnen): „Mit den Waffen einer Frau.” — = bemerkenswerte Filme.

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