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Nun ist die jüngste Opera buffa des deutschen Musiktheaters, „I C o m m e-d i a n t i“ von Giovan Simon Mayr, nach großem Erfolg bei den Schwetzinger Festspielen, in ihr Stammhaus, das Bayerische ■Staatstheater am Gärtnerplatz, eingezogen, und die Premiere wurde erneut zu einem außerordentlichen Erfolg für den Inszenator Arno Assmann, den Chefdirigenten Kurt Eichhorn, den Bühnenbildner Max Bignens, das gesamte Ensemble und schließlich auch für den Librettisten Walter Panofsky. Er nämlich war es, der anläßlich des 200. Geburtstages des bayerisch-italienischen Komponisten Simon Mayr, Zeitgenosse Mozarts und Lehrmeister Donizettis, aus einer Unzahl hinterlassener Spielopern von mehr oder weniger Substanz, diese Opera buffa schuf, ein Werk, das sich mit Windeseile die Opernbühnen erobern wird. Panofsky zeigt sich mit diesem Textbuch nicht nur als glänzender Operndramaturg, sondern auch als einfühlsamer Dichter, ohne dabei

der Musik den Rang ablaufen zu wollen. Die Handlung ist einer Theatergruppe überlassen, die im hochherrschaftlichen Palais des „Marquese di Torremaggiore“ ein Stück des hohen Herrn einstudiert. Ähnlich dem „Capriccio“ von Richard Strauss wird also die Probe zur Aufführung, und Pankofsky konnte vom Clemens Kraußschen Textbuch bewußt oder unbewußt so manche Anregung kassieren.

Die Aufführung des Gärtnerplatz-Theaters ist exemplarisch. Arno Assmann scheint uns seinen Abschied von München besonders schwer machen zu wollen. Mit einem Höchstmaß an Stilempfinden und Geschmack setzte er das heitere Spiel in Szene. Obwohl seine Phantasie aus jedei Geste und jeder Aktion der Darstellet spricht, ist der Überschwang der Einfälle, wie man sie in seinen ersten Münchner Inszenierungen erlebte, jetzt einer ökonomischen Anwendung gewichen, und nis wird unter seiner Hand die Clownerie zum Klamauk. Max Bignens hat ein perspektivisch faszinierendes Bühnenbild von un-

gewöhnlicher Tiefenwirkung errichtet, und Kurt Eichhorn macht, wie immer, eine Herzensangelegenheit aus der neufrisierten Partitur. Allerdings fehlte Mayr die persönliche Handschrift und die Charakterisierungskunst seines Salzburger Kollegen Wolfgang Amadeus und es gibt unüberhör-bare Längen, die nur ein so vortreffliches Ensemble zu überspielen versteht, wie wir es im Münchner Gärtnerplatz-Theater finden. Da ist Ingeborg Hallstein, eine Primadonna wie aus der Glanzzeit der italienischen Oper, Liane Müller, die bezaubernde Primaballerina und giftige Widersacherin der berühmten Sängerin, Heinz Friedrich als ebenso überzeugend agierender wie singender Marquese, John van Kesteren als strahlender Belkantotenor „Carluccio“, Ferry Gruber als Buffo par exzellence, Hella Puhlmann als reizende Zofe „Ni-netta“, Harry Friedauer als Tanzmeister „Momoloso“ und Heinz Herrmann in der Rolle des Impressario „Papatasi“. Endlose Ovationen eines ausverkauften Hauses.

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