Lass uns streiten - © Foto: Rainer Messerklinger

Schadet die Bier-Partei der Linken? Ja!

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Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten diese Woche darüber, ob die Kandidatur von Dominik Wlazny die Linke dämpfen könnte. Brigitte Quint sagt "Ja"!

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Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten diese Woche darüber, ob die Kandidatur von Dominik Wlazny die Linke dämpfen könnte. Brigitte Quint sagt "Ja"!

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Ja! Doch eines vorweg: Die Bierpartei um Dominik Wlazny alias Marco Pogo ist eine politische Kraft, die es vermag, eine eingerostete Parteienlandschaft aufzulockern, aufzumischen, zu provozieren. Für eine Demokratie ist das (normalerweise) gesund. Denn Wlazny spricht Bevölkerungsgruppen an, die womöglich aus Frust über den Status quo oder die Verhaltensauffälligkeiten in der Regierung überhaupt nicht wählen wollten oder ein Kreuzchen „aus Protest“ setzen. Dieses wiederum würde dann bei irgendeiner anderen Kleinpartei landen oder paradoxerweise bei der FPÖ, die viele immer noch als Protestpartei ansehen, obwohl sie dieser Zuschreibung längst entwachsen ist.

Aus diesem Grund sollten bei der Nationalratswahl 2024 alle Kräfte aus dem demokratischen Spektrum (angefangen bei der Bierpartei bis hin zur Zivilgesellschaft) ein gemeinsames Ziel verfolgen: die FPÖ in der Regierung verhindern. Die Aufgabe könnte schwieriger kaum sein. Der erste Platz der Blauen in den Umfragen scheint einzementiert. Strategisch gesehen muss der Fokus also auf die Zweit- und Drittplatzierten – also ÖVP und SPÖ – gelegt werden. Diese können es sich schlichtweg nicht leisten, Stimmen zu verlieren. Die Gefahr besteht aber allen voran für die Sozialdemokraten, wenn die Bierpartei auf den Plan tritt. Weiter könnte die Bierpartei auch Wechselwählerinnen und Wechselwähler anderer Fraktionen ansprechen oder Nichtwähler mobilisieren. Gerade diese Gruppen könnten das Zünglein an der Waage darstellen. Schon klar, Altruisten kommen im Leben nicht weit und in der Politik schon gar nicht. Dennoch: Dominik Wlazny wäre es gut zu Gesicht gestanden, wenn er diesmal nur eine klare Wahlempfehlung abgegeben hätte – um Andreas Babler im Match um Platz zwei zu stärken. Er hätte die Zeit bis zur übernächsten Nationalratswahl nutzen können, um sich bundesweit, also außerhalb Wiens, zu etablieren, was ihm langfristig mehr nützt als diese ad hoc Kandidatur. Das kann man lautstark kommunizieren, ohne das Gesicht zu verlieren. Vielmehr hätte man Wlazny Respekt gezollt. Nun wird die Bierpartei nicht nur der SPÖ schaden, sondern auch Stimmen von den Grünen abziehen.

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