Schadet die Bier-Partei der Linken? Nein!
Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten diese Woche darüber, ob die Kandidatur von Dominik Wlazny die Linke dämpfen könnte. FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic sagt "Nein".
Die FURCHE-Redakteurinnen Brigitte Quint und Manuela Tomic streiten diese Woche darüber, ob die Kandidatur von Dominik Wlazny die Linke dämpfen könnte. FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic sagt "Nein".
Nein! Die vermeintliche „Verhinderung der FPÖ“, wie meine Kollegin links schreibt, darf kein Grund dafür sein, die Parteienvielfalt zu reduzieren. Wahlkämpfe sollten immer noch mit Inhalten, Lösungen und Vertrauen gewonnen werden. Dass die SPÖ von einer einst staatstragenden Partei nunmehr seit Jahren in der Opposition vor sich herdümpelt, liegt in den Problemen der Partei selbst. Sie hat es nicht geschafft, Antworten auf die sich rasch wandelnde Arbeitswelt zu geben. Außerdem hat die Partei den digitalen Wandel und das damit entstandene neue Prekariat als mögliche Wählergruppe nicht berücksichtigt. Dass die Grünen in die Regierung mit der ÖVP gegangen sind, wird ihnen für die künftigen Wahlen ebenfalls mehr Schaden als Nutzen bringen, mussten sie doch auch viele unliebsame Entscheidungen mittragen, wie etwa die Absage für die Rückholung einiger abgeschobener Kinder 2021.
Der Arzt und Musiker Dominik Wlazny zeigt diese Versäumnisse indirekt durch seine Kandidatur für die Bierpartei auf. Obwohl Wlazny und seine Partei wohl eher ein urbanes Wien-Phänomen bleiben wird, ist sie eine Bereicherung für den Wahlkampf. Denn jede Partei, egal ob links oder rechts, bestimmt schließlich in der heißen Wahlkampfphase auch worüber Österreich spricht. Hier Gegengewichte zu schaffen sollte gerade von der politischen Kollegschaft im linken Spektrum unterstützt werden. Linke Parteien sollten sich ohnehin gegenseitig unterstützen und mehr auf ihre Inhalte fokussieren, anstatt sich auf den moralischen Zeigefinger zu verlassen.
Wlazny spricht mit seiner Bierpartei jedenfalls auch vieles ab, von dem sich andere linke oder Mitte-Links-Parteien etwas abschauen können: Wichtig sei ihm bei der nötigen Finanzierung, die die Partei noch braucht, die Unterstützung vieler; Großspender wolle man nicht. „Die Bierpartei ist unabhängig, unverbraucht, frei von Eigeninteresse“ denn „Großspendertum schafft Abhängigkeit.“ Mit einem Alfred Gusenbauer, der als Signa-Beirat mit Beraterhonoraren in Millionenhöhe wieder in der Öffentlichkeit steht, wird die SPÖ hingegen jedenfalls alles andere als punkten. Nur eine von vielen Baustellen am linken Spektrum Österreichs.
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