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Anders wird es auf jeden Fall

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In wenigen Tagen werden wir ungefähr wissen, wie es politisch in Österreich weitergehen wird. Die Prognose „Anders als bisher“ ist nicht sehr gewagt. Sie dürfte bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall zutreffen.

Die SPÖ wird weniger Stimmen als 1979 bekommen, die ÖVP ein bißchen mehr. Weniger Ursache als Spiegelbild dieser voraussichtlichen Entwicklung war auch die TV-Kanzlerkandidaten-Dis- kussion, bei der Alois Mock überwiegend souverän wirkte und die Themen bestimmte, während Bruno Kreisky defensiv und grantig argumentierte.

Die FPÖ wird Stimmen verlieren: einfach schon deshalb, weil ein Teil ihres Protestwählerpotentials auch in ihr eine längst etablierte Partei erblickt und diesmal auf nichtkommunistische Alternativen ausweichen kann.

Die Vereinten Grünen wären ohne ihre haarsträubenden Streitereien sicher ins Parlament eingezogen; sie werden es vermutlich auch trotz ihnen noch schaffen. Die Alternative Liste Österreich dürfte an der Grundmandatshürde scheitern, aber vielleicht doch etwas mehr als das allgemein behauptete eine Stimmenprozent ergattern.

Das alles zusammen, kombiniert mit der Wirtschaftsentwicklung, einem weltweiten Umdenkprozeß einer personellen Kabinettsumbildung selbst dann, wenn Kreisky die absolute Mehrheit noch einmal schaffen sollte, garantiert gewisse Änderungen in der Regierungspolitik der nächsten Jahre.

Wie groß diese Änderungen sein werden, hängt von den Wählern ab. Der Wahlkampf selbst hat es diesen nicht ganz leicht gemacht, sich über Alternativen klar zu werden. Kreisky sorgte dafür, daß Koalitionsspekulatiö- nen aus seiner Sicht die Diskussion über Sachfragen überdeckten.

Dabei soll man nicht vergessen, daß dahinter mehr als Taktik steckt. Das überragende Ziel des SPÖ-Vorsitzenden ist es seit 13 Jahren, die Volkspartei zu spalten. Dazu ist ihm jede Methode recht. Seit 13 Jahren glaubt er, dieses Ziel in der jeweils folgenden Funktionsperiode zu erreichen.

Wäre die ÖVP einmal in zwei, drei Gruppen zerfallen, wären skandinavische Verhältnisse geschaffen und sichergestellt, daß die SPÖ auch bei Verlust der absoluten Mehrheit die Macht nicht aus der Hand geben, sondern nur mit einer kleinen Konkurrenzpartei teilen muß. Für dieses Ziel wird Kreisky jedes Mittel einset- zen: Alleinregierung, Minderheitsregierung, Koalition mit FPÖ, Grünen oder Donald Duck.

Wie immer die Wähler entscheiden: Demokraten werden das Ergebnis achten. Nur für jede Stimme für die in Wien kandidierende „Ausländer-raus“-Bewegung wird man sich zu schämen haben.

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