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Bruno & Bruno

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In Kürze tagt in Paris die Sozialistische Internationale unter ihrem Vorsitzenden, dem ehemaligen österreichischen Vizekanzler Dr. Bruno Pittermann. Sich Termin und Ort einer Tagung auszusuchen, ist das gute Recht der Sozialistischen Internationale. Also wäre weder etwas gegen Paris noch gegen den jetzigen Termin einzuwenden.

Doch diese Tagung findet ausgerechnet knapp vor den französischen Parlamentswahlen statt. Und es ist eine alte Taktik der sozialistischen Parteien aller Länder, jener ihrer Bruderparteien, die in einen Kampf eintritt, so viel Schützenhilfe wie möglich zu leisten.

Die diesmaligen französischen Parlamentswahlen haben eine besondere Bedeutung: Frankreich ist eines der wenigen Länder Europas, das noch nicht sozialistisch regiert wird. Gewinnen die Sozialisten auch diese Wahl, dann ist wirklich der Großteil Europas unter dem sozialistischen Rot vereinigt. Um den Sieg sicher zu erringen, haben die französischen Sozialisten ein altes Konzept aus der Tasche geholt: sie gingen ein Wahlbündnis mit den Kommunisten ein. Und damit geben sie dem Kommunismus die Chance, im Falle eines sozialistischen Sieges in der französischen Innenpolitik und darüber hinaus in Europa mitzureden. Wie schwer das offizielle Frankreich diese Bedrohung empfindet, geht aus der Bemerkung des französischen Staatspräsidenten hervor, daß er zurücktreten werde, falls die Volksfront siegen würde.

Der österreichische Bundeskanzler nimmt an der Tagung der Sozialistischen Internationale teil; im Gegensatz zum deutschen Bundeskanzler, dem Sozialisten Willy Brandt. Und wegen der Teilnahme wurde Bruno Kreisky nun von der österreichischen Volkspartei heftig angegriffen. Nun ist es tatsächlich etwas Problematisches, wenn ein aktiver Staatsmann an der Tagung einer Oppositionspartei eines anderen Landes teilnimmt. Dr. Kreisky würde sich heftigst beschweren, wenn zum Beispiel der britische Premier Heath oder der italienische Ministerpräsident Rumor an einer Tagung der österreichischen Volkspartei aktiv teilnehmen würden.

Aber vielleicht eilt Dr. Kreisky nach Paris, um als eine Art Feuerwehrmann zu wirken? Im Jahr 1966 haben die österreichischen Sozialisten unter Bruno Pittermann die Wahl verloren, weil die österreichischen Kommunisten sich für sie erklärten. Etwas ähnliches kann jetzt in Frankreich wieder der Fall sein. (Möglicherweise nicht zum Mißvergnügen des Kremls.) Bruno Kreisky könnte also in Paris die französischen Sozialisten beschwören, das Bündnis mit den Kommunisten nicht allzusehr zu preisen. Wird die alte Rivalität Bruno gegen Bruno auf französischem Boden also erneut ausgetragen?

Die Christdemokraten Österreichs sollten im übrigen aber nicht nur immer lamentieren, sondern endlich auch vor kommenden Wahlen internationale Treffen der Konservativen und Christlichen Demokraten in Österreich organisieren. Und das würde mehr nützen als die Wiederbelebung der „Roten Katze“.

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