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Dankeswallfahrt und Weihe an Maria

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Der Schwerpunkt dieser jüngsten Reise des Papstes lag nicht in seinen Ansprachen vor Bauern und Landarbeitern, vor Jugendlichen und Intellektuellen - sie war in erster Linie eine Pilgerreise.

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Der Schwerpunkt dieser jüngsten Reise des Papstes lag nicht in seinen Ansprachen vor Bauern und Landarbeitern, vor Jugendlichen und Intellektuellen - sie war in erster Linie eine Pilgerreise.

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Keine Reise Papst Johannes Paul II. stand so sehr im Zeichen der Marienverehrung wie die Sonntag früh zu Ende gegangene nach Portugal. Sie war eine Dankeswallfahrt nach Fatima.

Am 13. Mai 1917 und danach am 13. jedes folgenden Monats bis einschließlich Oktober desselben Jahres, war nach den Berichten dreier armer Hirtenkinder aus Fatima die Gottesmutter in der Cova da Iria erschienen. Im Zentrum ihrer Botschaft stand den Berichten der Kinder zufolge der Aufruf zu Gebet, Umkehr und Buße. Seither strömen Hunderttausende zur Cova da Iria. An dem 13. der Monate Mai bis Oktober kann man bis zu 500.000 Pilger zählen, zumeist einfache Bauern und Arbeiter.

„Wie könnte ich vergessen”, sagte der Papst am 7. Oktober letzten Jahres, „daß sich das Attentat auf dem Petersplatz am selben Tag und zur selben Stunde ereignete als vor mehr als 60 Jahren die Gottesmutter den armen Bauernkindern in Fatima erschienen war? In all dem, was mir am 13. Mai zugestoßen war, fühlte . ich den außerordentlichen Schutz und die Hilfe der Muttergottes, die sich stärker als die mörderische Kugel erwies”. Es war nicht Zufall, sondern eine symbolische Geste, daß der Papst diese Wallfahrt in unmittelbarem Anschluß an eine Mittwoch-Generalaudienz begann. Genau ein Jahr zuvor hatte ein Killer, dem man Verbindungen zur internationalen Terrorszene nachweisen konnte, Papst Wojtyla während einer General-Audienz lebensgefährlich verletzt.

Doch es war nicht nur eine Dankeswallfahrt. Der Papst pilgerte nach Fatima, „um dort im Namen der ganzen Kirche erneut jene Botschaft zu hören, die eine um das Schicksal ihrer Kinder besorgte Mutter vor 65 Jahren verkündet hat”. Am 12. Mai waren nicht ganz eine Million Menschen, teils zu Fuß, teils im Zug oder im Bus oder in privaten Autos nach Fatima gekommen. Viele hatten die Nacht zuvor unter freiem Himmel oder in Zelten verbracht. Am Vormittag des 13. Mai weihte der Papst die gesamte Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens.

Es fällt uns in Mittel- und

Nordeuropa mitunter nicht leicht, Zugang zu Formen der Marienverehrung zu finden, die im Süden ihren Ursprung haben. Kritiken an dieser Weihe, die nicht nur aus den Reihen evangelischer Christen kamen, signalisierten Unklarheit und Unbehagen.

Daß der Papst in seiner Predigt die „Völker Rußlands” erwähnte, warf erneut die Frage auf, inwieweit in der Botschaft von Fatima eine solche „politische” Dimension enthalten ist. Fest steht, daß in den unverfälschten Texten, die die Seherkinder von Fatima zu Protokoll gegeben haben, das Wort „Rußland” nicht vorkommt.

Gerüchte um die Veröffentlichung des geheimnisumwitterten „Dritten Teiles der Botschaft von Fatima'' erhielten während der Pil-gerfahrt Auftrieb, als der Papst am 13. Mai 20 Minuten mit Schwester Maria unter vier Augen sprach. Wenn dieser „Dritte Teil der Botschaft von Fatima” bisher nicht veröffentlicht wurde, dann dürfte der Grund in den Bedenken liegen, die Pater Eduard Dha-nis SJ, einer der engsten Berater der letzten Päpste, vor einigen Jahren äußerte, es könnten sich seit der Vision aus dem Jahre 1917 bis zur schriftlichen Niederlegung der Erinnerungen 1941 Phantasien eingeschlichen haben, die die Echtheit der Botschaft verdunkeln.

Der zweite Teil der Reise unterschied sich nicht viel von früheren Pastoralreisen in europäischen Ländern: die ländliche Kleinstadt Vila Vicosa, die alte Universitätsstadt Coimbra, der Wallfahrtsort Sameiro und die Hafenstadt Porto boten schon aus ihrer Eigenart heraus dem Papst die Gelegenheit, zu bestimmten Zielgruppen über wichtige Themen seines Lehramtes zu sprechen. In diesen Ansprachen ging er stark auf die Enzyklika „Laborem exercens” und das Schreiben „Familiaris consortio” ein.

Das Hauptanliegen seiner Reise faßte der Papst am Sonntagmittag vor 50.000 Gläubigen in einer Bitte an die Gottesmutter zusammen: „Hilf uns, die volle Wahrheit zu leben, wie sie in der Weihe Christi für die gesamte Menschheitsfamilie unserer Tage zum Ausdruck kommt.”.

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