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Der Generationensprung beim Sprung in die Hofburg

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Rudolf Streicher, Thomas Klestil und Heide Schmidt, streng der zeitlichen Abfolge ihrer Nominierung nach, stehen fest, die Grünen überlegen noch. Aber vielleicht taucht irgendwo auch noch ein Möchtegern-Kandidat auf, so vom Schlage eines Karl Steinhauser, der bis April 1992 die notwendigen 6.000 Unterstützungserklärungen und 50.000 Schilling zusammenbekommt.

Die Persönlichkeiten, zwischen denen letztendlich die Entscheidung fallen wird, wer nach Bundespräsident Kurt Waldheim in die Wiener Hofburg einziehen wird, stehen fest. Und fest steht in jedem Fall, daß es damit erstmals einen Generationensprung geben wird, der das Amt in Verständnis und Dynamik verändern könnte.

Im Stellenwert der Persönlichkeit unterscheidet sich die Bundespräsidentenwahl für viele von anderen Wahlgängen mit ihrem zumeist noch unpersönlichen Wahlrecht. Aber selbst das ist eine Fiktion.

Zumindest theoretisch reiht das geltende Wahlrecht auch für das Präsidentenamt Partei vor Person. Eine obskure Vorgangsweise wäre nämlich rechtlich durchaus denk- und machbar: Kann im ersten Wahlgang kein Bewerber mehr als die Hälfte der abgegeben gültigen Stimmen erreichen, ist - spätestens am 35. Tag danach - eine Stichwahl zwischen den zwei bestplazierten Persönlichkeiten fällig.

Gleichzeitig eröffnet aber dieses Wahlrecht den Wählergruppen, also den Parteien die Möglichkeit, eine Kandidatin oder einen Kandidaten auch noch, etwa aus taktischen Überlegungen, auszutauschen. Richtig ist, daß von dieser wählerverspottenden Möglichkeit noch nie Gebrauch gemacht wurde, aber der Unsinn und Ungeist gehört - ehe jemand an der Idee Gefallen finden könnte - abgeschafft. Und zwar gleich und ersatzlos noch vor der anstehenden "Wahl.

Auf eine Stichwahl - wie schon 1986 - wird man sich im kommenden Jahr wohl einzustellen haben. Wenigstens fünf Monate, wahrscheinlich aber ein halbes Jahr wird diese Entscheidung ihre Schatten auf die Innenpolitik werfen. Von der Absichtserklärung, die Wahlkampagnen kurz und fair zu führen, sollte Wenigstens die Fairneß die Ankündigung überleben.

Die „Kürze" ist durch die sehr frühzeitigen Nominierungen eigentlich schon dahin. Und es ist nur selbstverständlich, daß jede(r) Zeit und Chance maximal für sich nutzen wird.

Die vage Hoffnung, daß der Intensivwahlkampf trotzdem kurz werden könnte, baut dagegen weniger nur auf guten Willen, sondern auf schlechte Finanzen: die Parteikassen sind leer, die Schuldenstände da und dort hoch. Zum Leidwesen der Kandidaten, die sich und ihre Vorstellungen präsentieren wollen. Würde der Geldmangel durch Ideenreichtum ausgeglichen - Frau und Herrn Österreicher wird es mehr freuen als jener Aufwand, der ung'schaut zum Altpapier wandert.

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