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Kaiser und Kommunist
Irans Kaiser, Mohammed Reza Pahlevi, und Rumäniens Staats- und Parteichef, Nicolae Ceausescu, sind Geschäftspartner. Der Rumäne besuchte Teheran im Januar, der Schah verbrachte während der ersten Juniwoche drei Tage in Rumänien. Eine Balkantour brachte ihn außerdem nach Jugoslawien und Bulgarien.
Die iranisch-rumänischen politischen und vor allem wirtschaftlichen Beziehungen haben sich in den vergangenen acht Jahren sehr günstig entwickelt. Eine lebhafte Reisediplomatie war Begleitmusik dazu: Der Schah kam 1966 und 1970, der iranische Ministerpräsident, Amir Abas Hoveyda, 1966 und 1971 nach Bukarest; Ceausescu flog 1969, 1971 und 1973 nach Teheran, der rumänische Staatspräsident, Chivu Stoica war
1967 und Rumäniens Ministerpräsident, Dr. Gheorghe Maurer, 1965 und
1968 im Iran.
Anlaß für den letzten Schah-Besuch war der Umstand, daß gegenwärtig beide Länder an langfristigen Entwicklungsplänen arbeiten. Es wurde beschlossen, die petrochemi-sche Kooperation zwischen Rumänien und dem Iran weiterzuentwik-keln, und zwar durch die Gründung neuer gemischter Unternehmen und durch den Bau neuer petrochemi-scher Werke in beiden Ländern. , Ceausescu betonte in einer Tischrede, daß Rumäniens Außenpolitik auf drei Grundsätzen basiere: auf Entspannung, militärischer Bündnis-losigkeit und auf der Sicherheit in Europa. Seiner Meinung nach sollten bei den Wiener Gesprächen alle europäischen Staaten ein Mitspracherecht haben und die dort getroffenen Abmachungen sollten auch für die Balkanländer Gültigkeit erlangen.
Der iranische Herrscher besichtigte mit seiner Gattin historisch und wirtschaftlich wichtige Plätze und nahm an der Unterzeichnungszeremonie des langfristigen wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Kooperationsabkommens teil, das vom rumänischen Außenhandelsminister Ion Patan und vom iranischen Wirtschaftsminister Hu-shang Ansari paraphiert wurde.
Am 4. Juni unterzeichneten schließlich die beiden Staatschefs eine jener „Feierlichen Deklarationen“, die eine spezielle Erfindung Ceausescus sind. Solche Deklarationen hat er auch während seiner Besuche in Belgien, Luxemburg, Pakistan, Holland und Italien durchgesetzt.
Der Text des neuesten langfristigen iranisch-rumänischen Abkommens wurde bisher geheimgehalten. Das erste Zehn Jahresabkommen geht auf das Jahr 1965 zurück. Später folgte eine Menge von einzelnen wirtschaftlichen Vereinbarungen. Im Jahr 1969 gewährte Bukarest dann
Teheran einen 100-Millionen-Dollar-Kredit, der in zehn Jahren in Form von Rohöllieferungen abgegolten werden muß. Das neue Abkommen soll nun die Abmachungen aus dem Jahre 1965 ersetzen.
Beide Staatschefs hoben hervor, daß das Internationale Recht von allen Ländern zu respektieren sei und daß Schritte in Richtung auf eine allgemeine Abrüstung unternommen werden sollten. Die Rolle der UNO wird unterstriehen, der Kolonialismus in allen Erscheinungsformen verurteilt und die rassische . Diskriminierung verworfen. Beide Partner drücken die Hoffnung aus, daß eine Europäische Sicherheitskonferenz zur erweiterten Kooperation in Europa führen möge.
Nach einer Mitteilung des Schah nimmt Rumänien den zweiten Rang im iranischen Außenhandel mit „sozialistischen Ländern“ ein. 1973 wird Rumänien 55 Prozent aller iranischen Ausfuhren aufnehmen (1970 waren „es 12 und 1972 46 Prozent). Irans Hauptzahlungsmittel war und ist das Rohöl, ohne das eine Expansion der rumänischen Industrieproduktion unmöglich wäre. 1972 importierte Bukarest 1,9 Millionen Tonnen Rohöl aus dem Iran.
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