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Handbuch der speziellen Pastoralmedizin

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Nunmehr liegt der zweite Band des „Handbuches der speziellen Pastoralmedizin“ vor, cias wir beim Erscheinen des ersten Bandes ein „Standardwerk“ genannt haben (siehe „Furche“ vom 29. Jänner 1949!). Dieses Urteil bestätigt sich auch angesichts dieses Bandes, der die gleichen großen Vorzüge aufweist, die schon im ersten Band in Erscheinung traten, in welchem es vor allem um die Darlegung der grundlegenden Anschauungen des Verfassers ging.

Dieser zweite des auf sechs Bände berechneten Werkes behandelt eine Anzahl von speziellen Fragen des menschlichen Sexuallebens in monographischer Darstellung. Man sieht auch aus der Anlage des ganzen Werkes, einen wie großen Raum im Gesamtgebiet der Pastoral das „Sextum“, das Gebiet der Sexualität, eiennimmt: wie ein Mensch den „Kampf des Geistes, welcher dem Gesetz des Fleisches widerstreitet“, besteht, ob er die Spannungen zwischen sexueller Triebhaftigkeit und „höherer Instanz“ zu einer sinnvollen menschlichen Einheit zu gestalten versteht oder ob er daran scheitert, daran entscheidet sich ja ganz wesentlich sein zeitliches und ewiges Schicksal.

Als erstes wird die Lehre von der obser-vatio temporum (fakultativer Sterilität und periodischen Enthaltung) behandelt. Dieses Verhalten, allgemein nach den Forschungen von Knaus und Ogino bekannt, wird von vielen Eheleuten, weil den Naturgesetzen entsprechend und daher in gewissen Grenzen erlaubt, als ein Ausweg aus schwerer Gewissensnot angesehen; es hat aber seine schwierige, sowohl medizinische (keineswegs absolute Sicherheit) wie auch moraltheologische (keineswegs absolute Erlaubtheit) Problematik — darüber war ja auch in dieser Zeitschrift des öfteren die Rede. Alle diese Schwierigkeiten werden hier ausführlich und überzeugend behandelt.

In den weiteren Kapiteln (Sterilität, Spermauntersuchung und -gewinnung, künstliche Befruchtung, Impotenz, Ehefähigkeit bei Mann und Frau nach sterilisierenden Operationen) behandelt der Autor Einzelfragen, die im Leben wohl nicht so häufig vorkommen, aber nichtsdestoweniger heute sehr aktuell und im einzelnen Fall sdiicksalsschwer sind.

Im letzten Kapitel: „Aufgaben und Probleme der Eheberatung“, kann der Verfasser aus reicher eigener Erfahrung auf diesem weiten und schwierigen Gebiet schöpfen. Wie immer bei seinen Untersuchungen, werden auch hier seine Anschauungen mit allem, was in langer oder in jüngstvergangener Zeit auf diesem Gebiete gedacht und getan wurde, konfrontiert.

Die besonderen Vorzüge: eine ungeheure Belesenheit in allem, was nur irgendwie mit den besprochenen Problemen zusammenhängt; und doch in allem eine durdiaus eigenständige Stellungnahme im Sinne einer universalistischen Geisteshaltung, für die „nichts hygienisch richtig sein kann, was moralisch schlecht ist“; eine Vertrautheit mit all den schwierigen medizinischen, sozialen und ethischen Verflechtungen der hier gestellten Fragen; eine Menschlichkeit, die helfen will, soweit das dem Menschen nur möglidi ist.

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