Leben im Tal des Todes

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Was heißt Auferstehung in einer Welt des Todes? Tod herrscht all überall. Ob es sich um den Kosovo handelt, wo auch noch die Verteidigung des christlichen Abendlandes als Begründung für Mord herhalten muß, ob es sich um das tödliche Elend der Dritten und Vierten Welt handelt, weil die Verteilungsmechanismen nicht klappen in einer Wirtschaftswelt, die sich global nennt, ob es sich um die Verkehrstoten, gerade auch zum Auferstehungsfest, handelt, die mehr oder weniger selbstverständlich hingenommen werden, oder ganz einfach um den individuellen Tod, der oft plötzlich und unvorbereitet zupackt? Was heißt Auferstehung in dieser Welt des Todes?

Doch nicht, daß es einmal, irgendwann, am St. Nimmerleinstag, anders wird. Auferstehungshoffnung ist nicht der Traum von einer seligen Welt, die mit unserer nichts zu tun hat. Sondern Anbruch einer radikalen Veränderung dieser unserer Welt, nicht vollständig, nicht endgültig, eben nur Anbruch. Aber die Jünger, die nur mehr den Tod ihres Heilandes und ihrer Hoffnung sahen, erkannten, daß der Heiland lebt und die Hoffnung lebendig bleibt und in ihr sich alles verändert. Die Auferstehung Jesus hat wohl nicht so stattgefunden, wie es erzählt wird, aber der Glaube an sie weigert sich, den Tod als das Endgültige zu sehen und setzt auf die Möglichkeit grundsätzlicher Neuerung.

Wenigstens die Christen dürfen sich nicht mit dem Tod arrangieren, als sei er unausweichlich in dieser Welt, und schon gar nicht mit ihm spielen - was im übrigen nicht als Bekenntnis zu einem prinzipiellen Pazifismus zu verstehen ist. Wenigstens die Christen dürfen sich nicht damit begnügen, als möglich nur das anzusehen, was gemeinhin als möglich angesehen wird, etwa, wie viele Flüchtlinge aufgenommen werden können. Wenigstens Christen dürfen sich nicht damit begnügen, sich mit der Wirtschaftsordnung, wie sie ist, auszusöhnen, denken übrigens gewiß nicht zurück, aber vorwärts.

Und Christen versuchen zu lernen, das individuelle Sterben, das nicht aufgehalten werden kann, getrost zu erleben.

Ostern ist nicht Vertröstung sondern Trost, ist nicht Verklärung der bestehenden Zustände, sondern eine unerhörte Herausforderung.

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