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Können sich die Pfarren Kindergärten noch leisten?

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Die kirchlichen Kindergärten genießen in Oberösterreich hohes Ansehen. Das ist das nicht unerwartete Ergebnis einer Studie der Universität Linz.

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Die kirchlichen Kindergärten genießen in Oberösterreich hohes Ansehen. Das ist das nicht unerwartete Ergebnis einer Studie der Universität Linz.

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Rund 15.000 Kinder in Oberösterreich besuchen einen .kirchlichen Kindergarten. Einschließlich spezieller heilpädagogischer Einrichtungen unterhalten die Diözese Linz beziehungsweise einige Orden 268 Kinder mit mehr als 720 Gruppen. Eine Analyse des Linzer Institutes für Soziologie (Abteilung für politische Soziologie und Entwicklungsforschung) soll dem Auftraggeber, der Caritas - mit einem Anteil von 40 Prozent der größte Betreiber privater Kindergärten in Oberösterreich - eine Entscheidungsgrundlage bieten, ob und unter welchen Bedingungen sie künftig Pfarrkindergärten weiterführen kann.

In einer Zeit steigender Kosten und geänderter gesellschaftlicher Anforderungen kämpfen viele Pfarrcaritas-kindergärten mit einem erheblichen Defizit. Nur ein Drittel der Kindergärten hat mit der Gemeinde einen schriftlichen Vertrag über eine Deckung des Abganges, ein weiteres Drittel kommt mit einer mündlichen Vereinbarung über die Bunden, der Best muß um jede Subvention kämpfen. Und das, obwohl sich 89 Prozent der in der Studie befragten Bürgermeister für eine Weiterführung der Kindergärten durch die Pfarre ausgesprochen haben. Sie schätzen die gute Organisation und die Kostengünstigkeit.

Caritasdirektor Josef Mayr verweist dabei auf die Mithilfe der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter/ innen in den Pfarren bei der Führung und Verwaltung der Kindergärten. Das Land Oberösterreich erspart sich dadurch jährlich rund 20 Millionen Schilling.

In der von Alfred Grausgruber, Bosema-rie Grausgruber-Berner und Heinz Holley durchgeführten Studie wurden in den Pfarren mit Pfarrcaritaskinder-gärten die Pfarrer beziehungsweise Mandatsvertreter, Kindergartenleiterinnen, Kindergärtnerinnen, ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sowie die Bürgermeister beziehungsweise Amtsleiter befragt. Auch 700 Eltern in zwölf regional ausgewählten Kindergärten nahmen dazu Stellung. Der Bücklauf der Fragebögen ist mit 47 bis 85 Prozent repräsentativ.

Für die Weiterführung der kirchlichen Kindergärten sprachen sich 75 Prozent der Pfarrer, 83 Prozent der Eltern, 89 Prozent der Bürgermeister, 88 Prozent der ehrenamtlichen Mitarbeiter, 89 Prozent der Kindergarten-leiterinnen und 73 Prozent der Kindergärtnerinnen aus. Als Argumente wurden die positive Einschätzung der Erziehung zu wichtigen Werten, die Qualität der pädagogischen Arbeit und die gute Zusammenarbeit mit den Eltern angeführt. Hohe Zufriedenheitswerte erreichen auch die heilpädagogischen/logopädischen Angebote und die prinzipielle Offenheit für alle Bevölkerungsgruppen.

■ der Bauzustand und die mangelhafte Ausstattung vieler Kindergärten

■ die Abstimmung der Öffnungszeiten auf die Bedürfnisse berufstätiger Mütter

■ die unterschiedliche Höhe der Elternbeiträge auf dem Land

■ der zusätzliche Bedarf an Spezialistinnen (Logopädinnen, Sonderkindergärtnerinnen) und Helferinnen.

Die-Flexibilität bei den Öffnungszeiten gestaltet sich auf dem Land deshalb so schwierig, erklärte die Leiterin des Bereichs Kindergärten und Horte, Margareta Haumer, weil es immer nur wenige Mütter seien, die solche Angebote (Mittagstisch, längeres Offenhalten) tatsächlich benötigen. Bei Umbau oder Neuausstattung eines Kindergartens werde aber vermehrt darauf Bedacht genommen.

Die Frage, ob es heute noch Aufgabe der Caritas sei, Kindergärten zu führen, wurde auch den Dekanatsräten vorgelegt und von ihnen zu 80 Prozent positiv beantwortet, allerdings unter bestimmten Voraussetzungen: Caritasdirektor Mayr: „Wir sagen ein uneingeschränktes Ja zur Aufgabe der heilpädagogischen Betreuung.

Bei den Begelkindergärten ist die Sache differenzierter zu sehen. Die Werte, die einem Kleinkind vermittelt werden, stellen ein wichtiges Fundament für sein Leben dar, das rechtfertigt kirchliche Kindergärten. Aber es müssen die personellen, organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen stimmen:

Neubauten werden von der Kirche (Pfarre, Diözese) künftig nicht mehr mitfinanziert, bei Erweiterungen oder Adaptierungen von Pfarrkindergärten muß sich die öffentliche Hand stärker beteiligen. Vor allem aber müssen die Gemeinden den jährlichen Betriebsabgang zur Gänze oder zumindest zum Großteil übernehmen. Sonst empfehlen wir der Pfarre, den Kindergarten der Gemeinde zu übergeben."

Die Autorin ist

freie Journalistin in Linz

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