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Rabin gegen Dajan?

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700 von ihnen — darunter zahlreiche Nichtjuden — sind gerade rechtzeitig angekommen, um den Sieg zu feiern. Ein Nationalkomitee zur Koordinierung der Hilfe an Israel wurde gebildet, das sehr beachtliche Summen sammelte. Der Unterricht der hebräischen Sprache findet großes Interesse und wird nachdrücklich verstärkt. Die einsichtigen Juden bekennen, daß die Hinweise de Gaulles ein schwieriges moralisches Problem darstellen. „Das jüdische Gewissen wurde

aufgerüttelt, wir haben zu sehr und zu lange im moralischen Konformismus gehandelt“, bekannte ein sehr intelligenter Vertreter der jüngeren Generation. „Der Nahostkrieg und die Pressekonferenz de Gaulles zwingen uns, das jüdische Schicksal neu zu durchdenken. Wir werden mit einem seit Jahrtausenden bestehenden Problem konfrontiert.“

Glauben die Juden, daß ein Messias kommt?

„Die orthodoxen Juden hoffen sicherlich darauf. Wir dagegen

suchen eine neue Spiritualität, die uns eine Sicherung der Existenz als Juden gestattet. Von diesem Stadium der Überlegungen ausgehend, setzt die Erlösung ein.“

Aber das Regime der V. Republik kennt nur französische Juden, wie es französische Katholiken und französische Protestanten als Staatsbürger sieht. Die letzte Entscheidung, die zu einem Bekenntnis führt, muß daher der einzelne Jude selbst treffen. Er allein sieht sich seinem Gewissen gegenübergestellt.

Während der zwanzig Jahre des Bestehens des Staates Israel amtierten sieben verschiedene General-stalbschefs. Dieser Tage wurde General Chaim Bar-Lev zum achten Generalstabschef der israelischen Armee ernannt. Im israelischen Militär wurde schon zur Zeit der Untergrundbewegung während der Mandatszeit ein Rotationssystem eingeführt. Einer der Pioniere des israelischen Militärs, der verstorbene Jizchak Sadeh, der „geistige Vater“ dieses Systems, und erster Kommandant des „Palmachs“ — die erste reguläre Untergrundarmee vor Staatsgründung —, erklärte seinerzeit: „Neue Leute bringen neue Ideen mit sich.“

Jeder Wechsel des Generalstabschefs hatte trotzdem noch andere Hintergründe. Einmal waren es Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Sicherheitsminister David Ben Gurion oder aber Einführung neuer Kampfrnethoden~usw.

Die militärische Laufbahn des Siegers im Sechstagekrieg — General Jizchak Rabin — sollte eigentlich schon ein Jahr früher abgeschlossen werden. Doch auf Grund des persönlichen Ersuchens von Ministerpräsident und Sicherheitsminister Levy Eschkol wurde die Amtsperiode von General Rabin wegen der gespannten Sicherheitssituation um ein Jahr verlängert.

Der neue Mann

General Chadm Bar-Lev (44 Jahre alt) hat viel mit seinem Vorgänger Jizchak Rabin gemeinsam. Auch er Ist kein Politiker, sehr ruhig und zurückhaltend, entschlußfähig, kaltblütig und beherrscht ohne Erregung auch die schwierigste Situation. Bar-Lev ist hochgewachsen, eine sportliche Erscheinung, hat graue Augen, graues Haar, ist immer bereit, einen guten Witz zu hören und sehr unformell im Umgang mit seinen Untergebenen. Er wurde in Jugoslawien geboren, kam mit 14 Jahren im Jahre 1938 nach Israel, besuchte hier eine landwirtschaftliche Hochschule und trat nach Abschluß des Studiums in das Palmach (ziu deutsch: Stoßtruppe) ein. Dort traf er mit seinem Freund Jizchak Rabin zusammen und ähnlich wie dieser wurde er Kommandant kleiner Kommandoeinheiten, die waghalsige Aktionen hinter der feindlichen Front durchführten.

Während des Befreiungskrieges im Jahre 1948 war Chaim Bar-Lev einer der jüngsten Bataillonskommandanten und befehligte ein Bataillon, dessen Aufgabe es war, hinter den Feindeslinien zu operieren. Er hatte großen Erfolg und wurde nach dem Kriege einer der ersten Kommandanten der damals neu errichteten israelischen Panzertruppe. Bar-Lev unterbrach einige Male seinen militärischen Dienst, um auf der englischen und amerikanischen Kriegsakademie zu studie-

ren. Auf beiden Akademien schloß er sein Studium für Generalstäbler mit Auszeichnung ab. Außerdem studierte er an der Hebräischen Universität zu Jerusalem Nationalökonomie und Administration und erhielt in Harvard (USA) den Titel „M. A.“ in Business administration und Nationalökonomie.

Aus den Fehlern Rommels gelernt

Chaim Bar-Lev war jahrelang Kommandant der israelischen Panzertruppe. Er führte eine neue israelische Panzerdoktrin ein, die auf Bewegungskrieg in der Wüste basiert. Er hatte die Methoden des Afrikafeldzuges von Rommel studiert und aus seinen Fehlem viel gelernt. Seine Doktrin bewährte sich während des Sechstagekrieges.

Vor dem Sechstagekrieg befand sich Chaim Bar-Lev zu Studiumszwecken im Auslande und wurde zurückgerufen, um als stellvertretender Generalstabschef zu dienen. Es war damals schon klar, daß Rabin Bar-Lev zu seinem Nachfolger auserkoren hatte.

General Rabin trat als Festredner bei politischen Anlässen auf und wurde zu allen politischen Anlässen eingeladen, obwohl er persönlich kein Mitglied der Mapei ist, sondern in den letzten Jahren der Achduth-Haavoda-Partei nahegestanden war. Doch: Achduth Haavoda und Mapei planen schon

Mosche Dajan: als Ministerpräsident kandidieren!

lange eine Vereinigung, die nach langen Geburtswehen demnächst endlich abgeschlossen werden soll. Schon während der letzten Wahlen traten Achduth Haavoda und Mapei mit einer gemeinsamen Wahlliste auf unter dem Namen „Maarach“.

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