Familien: Armutsgefährdet oder überfördert?

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Mehr als eine halbe Million Kinder armutsgefährdet" meldet der "Standard" Ende Juli auf der Titelseite. Tage später sehen prominente Ökonomen die Familien plötzlich "überfördert", im "profil" trägt die Story zum Thema den Titel "Familie Nimmersatt", und im Untertitel ist die Rede vom "politischen Familienfetischismus".

Wie paßt das zusammen? Ist die Studie unseriös? Wohl kaum. Christoph Badelt, anerkannter Sozialwissenschafter und Vizerektor der Wirtschaftsuniversität, ist als Herausgeber über derartige Zweifel erhaben. Rinnen die 340 Milliarden Schilling, mit denen die Familien angeblich überfördert werden (und damit die Budgetkonsolidierung gefährden) in die falschen Taschen, gehen jene Familien, welche die Förderungen dringend brauchen, leer aus? Auch nicht. Die zitierte Studie bescheinigt den staatlichen Transferzahlungen eine hohe Treffergenauigkeit.

Wie fast immer bei solchen Disputen liegt's an der Interpretation der Zahlen. So stecken in den spektakulären 340 Milliarden Schilling unter anderem auch die 120 Milliarden Schilling für das Bildungswesen. Gut, ohne Kinder brauchen wir keine Schulen - aber ist das ein zulässiger Ansatz? Außerdem ist zu bedenken, daß der Divisor ein gewaltiger ist: das Geld ist auf rund zwei Millionen Kinder aufzuteilen.

Viele, die sich des Themas annehmen, erwecken den Eindruck, keine Ahnung davon zu haben, was Kinder kosten. So mag ein sogenannter "Besserverdiener" mit, sagen wir, 50.000 Schilling brutto im Monat als Single fein heraus sein, und auch zu zweit läßt sich's davon recht gut leben. Mit zwei oder mehr Kindern reichen auch 50.000 brutto nicht mehr für große Sprünge, für den tollen Urlaub oder das schicke Auto.

Abgesehen von den direkten Kosten haben Familien eine Reihe von gravierenden Nachteilen: Mit schulpflichtigen Kindern verteuert sich der Urlaub, weil Ferien immer Hochsaison - auch für die Preise - heißt.

Eine Gegenfrage: Wurde je ausgerechnet, was es kostet, wenn Kinder aufgrund trister Familienverhältnisse später einmal versagen (keine oder schlechte Ausbildung zum Beispiel) und ein Leben lang die Hilfe des Staates brauchen?

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