6717007-1964_47_15.jpg
Digital In Arbeit

Bildhauer zeichnen

Werbung
Werbung
Werbung

In diesen Ausstellungswochen scheinet lie Bildhauer — wenn schon nicht im ner durch Qualität, so aber bestimm lurch Quantität — zu dominieren, wii :twa in der Wiener Sezession, in der ein, Ausstellung von „Internationalen Bild Unterzeichnungen“ eröffnet wurde. Si üetet ein reiches Feld für die kritisch, letrachtung, die feststellen muß, daß im ner mehr Bildhauer die Zeichnung nich ds Form- oder Werksstudie ansehen, son lern als Ergänzung ihrer plastischen Ar »eit, als Graphik, ja, als Dilettieren au lern Gebiet der Malerei, nüchtern ge prochen als Verkaufsobjekt mit den pekuliert wird. Daher die ästhetischei Spielereien und Reize die heute in ih luftreten und der erschütternde Mange m wirklich formalen Auseinandersetzun ;en. Das Fehlen von wirklich plastische suggestionskraft in den Zeichnungen laß lückschlüsse auf das formale und pla tische Können offen und decouvrier um Beispiel Gio Pomodoro als eindeuti ;en Naturalisten. So können nur wenig, tarnen hervorgehoben werden wie jen on Moore, Wotruba, Pillhofer und Do '.eigne, in deren Arbeiten sich das We en der Bildhauerzeichnung am reinster u spiegeln scheint. Eine enttäuschend« ber interessante und enthüllende Aus tellung.

Auch in der derzeitigen Ausstellung er Galerie Würthle dominiert ein Bild auer, der Hausherr Fritz Wotruba, dei euere Kleinplastiken und Zeichnungen usstellt, die allein schon einer eingehen en kritischen Betrachtung würdig wä en. Neben ihm sind als bemerkenswer sste Arbeiten zwei späte Dobrowsky- tquarelle zu sehen, ein schönes Aquarell nd die seltene Zeichnung zu dem Bild Badende vor Eberndorf“ von Herbert loeckl eine gute Klimt- („Zwei Frauen“) nd eine interessante, frühe Kokoschka- Zeichnung.

Der Bildhauer Fritz Cremer, wahr- cheinlich der repräsentativste und ge- siertste Bildhauer der DDR, von dem 'lastiken und Graphiken in der Zentral- uchhandlung gezeigt werden, demon- triert sich als Ekklektiker, dessen Bega- ung weniger im Plastischen als im .inearen zum Ausdruck kommt. Seine bgeleitete und überholte Formensprache, ie sich in den Zeichnungen manchmal

seltsam unbeholfen und ungekonnt enthüllt, ist in ihrer gefälligen Mittelmäßigkeit gegen jeden Regime wechsel gefeit.

Das Museum des 20. Jahrhunderts hat Wander Bertoni eine große Kollektivausstellung eingeräumt, die gegen achtzig Plastiken des seit 1945 in Wien ansässigen Italieners zeigt. Bei Bertoni steht der Ausdruckswille oft gegen das beträchtliche formale Empfinden, darum auch scheint sein Werk, das eine indirekt nur auf die Natur aufbauende Formensprache bevorzugt, manchmal so gegensätzliche Einflüsse wie Biccioni und Arp zu verarbeiten, die einerseits zu kühlen und anderseits zu mit leidenschaftlichem Pathos vorgetragenen Formalismen führen. Die oft beschworene „Italianita“ äußert sich im Belcanto der Linien und einer oft großen, klaren Sauberkeit des Handwerks. Das Verlangen nach einer neuen Lösung des Verhältnisses der Massen in der figuralen Darstellung zum Raum, scheint Bertoni in der letzten Zeit stärker und erneut zu bewegen. Die von ihm angestrebte Synthese könnte in dieser Richtung und bei seiner unbestreitbaren Begabung in bemerkenswerten Ergebnissen liegen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung