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Gottes Volk in der Welt

19451960198020002020

KIRCHE — STAAT — GESELLSCHAFT. Von Herbert Srhmmbeek. Herder-Verl , Reihe KonfronUtionen, B nd X. 116 Seiten, Paperback. S 54.-.

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KIRCHE — STAAT — GESELLSCHAFT. Von Herbert Srhmmbeek. Herder-Verl , Reihe KonfronUtionen, B nd X. 116 Seiten, Paperback. S 54.-.

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Der Band, der dem Gedenken an Eduard Hartmann gewidmet ist, enthält Vorlesungen, die der Autor im Rahmen der 13. Meraner Hochschulwochen im September 1966 gehalten hat. Schambeck geht in der Einführung vom Zinsgroschengleichnis aus und nimmt dessen ewig aktuelle Frage zum Vorwurf für seine Behandlung der Problemkreise Kirche — Staat — Gesellschaft. In sechs je in sich geschlossenen, in ihrer Gesamtheit eine Einheit bildender Essays trägt der Verfasser seine Gedanken vor („Die Kirche — Gottes Volk in der Welt“, „Die Soziallehrc der Kirche“, „Recht und Staat irr Lichte der Kirche“, „Der vergesellschaftete Staat und die Kirche“, „Die verstaatlichte Gesellschaft und die Kirche“, „Der einzelne in Kirche Staat und Gesellschaft“).

Schambeck ist es gelungen, die Themen klar und knapp zu verhandeln und das Wesentliche herauszupointieren. Der einfache Stil träg! viel dazu bei, daß der Leser von dei Fülle der behandelten Probleme nicht ermüdet wird, sondern angeregt wird zum Nach- und Weiterdenken. In einer Zeit, in der mar ein Wörterbuch für jedes Wori braucht, ist man dankbar, wenn die Begriffe des Staates und der Gesellschaft im Licht der katholischer Lehre klar herausgestellt werden Dies ist ein Verdienst Schambecks Ihm ist es gelungen, einerseits eine ausgezeichnete Einführung in die katholische Staats- und Soziallehre zu liefern, anderseits die Problematik des modernen Staates und dei modernen Gesellschaft deutlich zx machen und schließlich die sich daraus ergebenden Aufgaben des einzelnen und der Kirche in der Well von heute zu umreißen. Für den Leser ist es reizvoll zu erkennen, wie sieh in Schambecks Darstellunger immer wieder die Meinungen seines Lehrers Merki mit den Erkenntnissen der katholischen Staatslehre verbinden. Diese Verbindung führ) zu origineller Aufhellung der Probleme. Schambeck diagnostiziert im zentralen Teil der Schrift die Gefahren, denen die Entfaltung der Einzelpersönlichkeit im modernen Staat unterliegt. Er bejaht die soziale Sicherheit, stellt aber die Grenzen des Sicherheitsstrebens heraus. Ein Sicherheitsbedürfnis, das schon längst das Freiheitsbedürfnis zurückgedrängt hat, die Sphäre dex persönlichen Verantwortung verkleinert, immer mehr Aufgaben dem Staat zumißt, gefährdet die Würde des Menschen.

Der moderne Staat ist vor allem

Wirtschafts- und Sozialstaat; er verteilt, er leistet, er stützt, er saniert. Er hat viele Rollen. So nimmt er einerseits als Partner und Partei am Wirtschaftsprozeß und an der gesellschaftlichen Bedürfnisbefriedigung teil, anderseits ist er der Schiedsrichter, der neutral zwischen den Streitpartien schlichten soll. Schambeck macht deutlich, daß diese Dop- pelgesichtigkeit des Staates zur Krise der Staatlichkeit führt, da der Staat an Glaubwürdigkeit und Autorität verliert.

Im Gegensatz zu vielen modernen Staatsdenkern, die der durch ein reiches Verbändeleben charakterisierten pluralitären Demokratie feindlich gegenüberstehen und das Heil von einem starken Staat er warten, den sie auf den Fiktionen vom homogenen Volk und vom neutralen Staatsoberhaupt aufbauen, wertet Schambeck die Verbände positiv und weist auf ihre freiheitsgarantierenden und -fördernden Funktionen hin; er betont die Wichtigkeit einer ethischen Einstellung der Verbandsmitglieder und hebt hervor, daß die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Verbände vom Staat Bedingung für ihre freiheitsfördernde Funktion ist.

Für den Katholiken besonders wertvoll ist die Darstellung der Aufgaben und der Stellung des einzelnen in Kirche, Staat und Gesellschaft. Die Verantwortung des Laien in diesen Bereichen wird oft nicht zur Kenntnis genommen. Schambeck appelliert zur Aktivität. Unsere Aufgabe ist: Antwort zu geben auf den Ruf der Zeit.

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