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Volkskultur in Oberösterreich
Mit dieser außerordentlich schönen und die Erwartungen zufriedenstellenden Publikation hat der Oberösterreichische Landesverlag seine Reihe „Denkmäler der Volkskultur in Oberösterrei’ch” sehr vielversprechend eröffnet. Es war in der Tat ein von weiser Eingebung diktierter Entschluß, sich über die mit der Herausgabe solch kostenverschlingender Werke immer verbundenen Bedenken hinwegzusetzen und daranzugehen, die Folklorezeichnungeii und Aquarelle des Linzer Malers Max Kislinger zu reproduzieren, dessen Leben zum großen Teil der Forschung auf dem Gebiete der oberösterreichischen Volkskunst gewidmet war. Solchermaßen, und mit klugem und aufschlußreichem Wort versehen, sind sie nun der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Hinter dem etwas romantischen und ein wenig anklingenden Titel „Alte Bauernherrlichkeit” liegt eine gediegene, ernste und sachliche Arbeit, die zu bewältigen nur jahrzehntelanger Fleiß und hingebungsvolle Liebe imstande waren. Daß die Fähigkeit künstlerischer Gestaltung vorhanden sein mußte, versteht sich von selbst. Auf oft mühsamen Fahrten und Wanderungen hat Max Kislinger Charakteristika der oberösterreichischen Volkskunst entdeckt und zeichnerisch und im Aquarell festgehalten. Im Text wird gelegentlich betont, daß dabei an keine systematische Erfassung gedacht werden konnte. Jedenfalls ist aber durch Kislinger ein nicht zu unterschätzender Anfang gemacht worden, durch ihn erfolgte zumindest die Anregung, eine systematische Forschung in Angriff zu nehmen. Die Aquarelle Kislingers werden das Entzücken jedes Beschauers hervorrufen, die Zeichnungen geben in ihrer Schlichtheit die Dinge so wieder, wie sie sind, ein Vorzug, der gerade hier nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Durch Bildteil und Text werden wir mit dem Lebensstil einer bestimmten Epoche des oberösterreichischen Bauerntums bekannt gemacht. Von den Wohnstätten angefangen, lernen wir die Innenräume, Möbel und Hausrat, Kleider, Nutz- und Ziergegenstände bis zu den unscheinbarsten Dingen kennen, in einem immer steigenden Erstaunen über die Fülle zum großen Teil ungekannter Schönheit: auch die Zeugnisse bäuerlicher Frömmigkeit gehören dazu. Es ist durchaus nicht verwunderlich, daß neben anderen Gelehrten besonders Viktor von Geramb. der die Zeichnungen und Aquarelle vor ihrer Veröffentlichung zu Gesicht bekam, sich in begeisterter Weise für eine solche einsetzte. Der Verlag hat dies in dankenswerter Weise berücksichtigt und nun die gepriesenen Schätze ans Licht gehoben. Und daß er dies noch in einer ausgezeichneten Buchausstattung besorgte, muß doppelt herausgestellt werden. Er ist mit diesem Werke, welches einen’ Grundstein zur Volkskunsttopographie Oberösterreichs darstellt, auch zu einem Wegweiser für die übrigen Bundesländer geworden.
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