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Wahnsinn des Alltags auf gespießt
Man kommt nur mit Mühe beim Rezensieren nach, weil Egyd Gstättner so schnell schreibt, noch dazu derart gut, daß sich eiliges Lesen verbietet.
Servus“ sagt man alltäglich so hin, ohne daß einem die Lati- nität des Wortes seine eigentlich mißbräuchliche Verwendung ausredet. Der Gruß bedeutet „Diener“, und unser Schriftsteller hat Anspruch auf die Bezeichnung „Autor“: gelernter J_.ateiner und diplomierter Philosoph. 1989 begann er, 27jährig, zu publizieren, seit 1990 auch in Buchform, und „Servus oder Urlaub im Tauerntunnel“ ist schon sein fünftes Buch: 25 ernsthafte Satiren voll satirischer Ernsthaftigkeit.
Ein Straßenschild „Nur für Omnibusse“ fällt ihm natürlich auf. „Nur für alle, hat unser Lateinprofessor übersetzt“, und Gstättner fragt sich (und uns) ironisch: „Für mehr als alle kann diese Straße doch unmög- hch gebaut worden sein?“ Wortspielerisch erklärt er den Lesern, daß darf und redet in lateinischer Sprache deutsch mit ihnen: „Quod licet Omnibus, non licet omnibus“.
Tagein tagaus tut er etwas; kein Wunder, daß er gar keine Zeit hat, sich Reisezeit zu nehmen. Er sitzt, sozusagen, von Haus aus zu Hause und schreibt Aufsitzer, die sitzen. Wenn er „Jesolo“ hinschreibt, wird die Namensnennung des Allerwelts-Urlaubszieles zur hämisch gezielten Pointe. „Von zwei, drei adriatischen Jugendsünden abgesehen, hat ganz Südeuropa bisher ohne meine Existenz auskommen müssen“, allerdings: „Verona ist nicht Bibione, Verona ist schon etwas. Man muß seiner Frau von Zeit zu Zeit etwas bieten, damit sie sich rund um die Uhr etwas bieten läßt.“
Nie macht sein Sarkasmus vor der eigenen Person halt. Egal, ob erfunden oder authentisch: Gstättners Satiren spielen nicht nur der Zeitgenossich selber auf. „Karriere mit Lehre“, das Schlußstück, bekennt: „Als ich vor Jahren angefangen habe, Philosophie zu studieren“, wurde ihm klar, daß man für sie, aber nicht von ihr leben kann. Er ist wie übrigens auch alle meine Kollegen, die mit mir gemeinsam Philosophie studiert haben, Taxifahrer geworden.“ An der Stelle verrät er sich unbefangen: Er keimt sich auch außerhalb der Heimatstadt aus. Denn: „Mein größter Wunsch wäre diesbezüglich, mit meinem Taxi einmal durch die Schopenhauerstraße im 18. Wiener Bezirk zu fahren.“ Doch ist er leider in Klagenfurt stationiert.
Kritikerfrage, da das Buch schon einige Wochen vorhegt: Wann und wo kommt das nächste heraus?
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